Die Debatte ist noch nicht einmal zwei Minuten alt, da wird es in Cleveland bereits höchst unterhaltsam: Moderator Bret Baier bittet jene Kandidaten die Hand zu heben, die NICHT versprechen wollen, nach den Vorwahlen den republikanischen Sieger zu unterstützen und auf eine unabhängige Kandidatur zu verzichten.
Der Immobilien-Milliardär Donald Trump, in Umfragen derzeit führend, reckt achselzuckend als Einziger die Hand in die Höhe. "Er kauft und verkauft Politiker aller Lager", ereifert sich sogleich ein wütender Rand Paul, "wenn er nicht als Republikaner antritt, unterstützt er vielleicht die Clintons!"
Der Grat zwischen Unterhaltung und ernster Politik ist in Vorwahl-Fernsehdebatten immer schmal, doch Donald Trump gibt der Veranstaltung der Republikaner tatsächlich zeitweise eine zirkushafte Note. Er habe Frauen beleidigt und als fett bezeichnet, sagt Moderatorin Megyn Kelly. "Nur Rosie O'Donnell", erwidert Trump in Anspielung auf die bekanntermaßen liberale TV-Persönlichkeit.
Nicht alles ist Zirkus
Hillary Clinton? "Ich habe ihr gesagt: Sei bei meiner Hochzeit, und sie ist gekommen. Wissen Sie, warum? Sie hatte keine Wahl, weil ich [für ihre Stiftung; Anm. d. Red.] gespendet habe." Und sowieso habe er ja auch den anderen Kandidaten viel Geld gegeben, unter anderem denen auf der Bühne. "Mir nicht", protestieren ein paar Rivalen. Er könne gerne für sie spenden, rufen John Kasich und Mike Huckabee ihm zu.
Doch nicht alles ist Zirkus: Je ernsthafter die Runde der zehn Kandidaten - neun davon weiß, zehn davon männlich - debattiert, desto deplatzierter wirken die Trump'schen Phrasen und seine Weigerung, auf Fragen substantiell zu antworten.
Wenn es seriös wird, sollte eigentlich die Stunde von Jeb Bush schlagen. Der ehemalige Gouverneur von Florida bemüht sich, in die Rolle des gelassenen Erwachsenen zu schlüpfen. Diszipliniert legt er seine Politik dar. "Es sollte einen legalen Weg zur Staatsbürgerschaft geben", stellt er in der derzeit vergifteten Einwanderungsdebatte klar und verteidigt auch sein Festhalten an nationalen Bildungsstandards. Nur wirkt er dabei äußerst blutleer und defensiv, eher wie ein Funktionär als ein Präsidentschaftsanwärter.
Marco Rubio hinterlässt bleibenden Eindruck
In den 120 Minuten schafft es ein anderer Politiker aus Florida, relativ aussagekräftige Antworten mit dynamischem Sendungsbewusstsein zu verbinden: Senator Marco Rubio zeigt einen überraschend guten Eindruck. "Wie soll mich Hillary darüber belehren, wie es ist, von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck zu leben?", fragt der 44-jährige Einwanderersohn in Anspielung auf Clintons Wahlkampf-Fokus auf die Mittelschicht. "Ich bin von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck großgezogen worden!"
Während Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, und Rand Paul (Senator aus Kentucky) aggressiv versuchen, sich ins Bewusstsein - und zurück in nennenswerte Umfrage-Regionen - zu bringen, hebt sich Ohios Gouverneur John Kasich mit moderaten Tönen von der Konkurrenz ab. Das Oberste Gericht habe die Ehe für alle zugelassen und das sei zu akzeptieren, erst neulich habe er die Hochzeit eines befreundeten homosexuellen Pärchens besucht. In seiner Heimat, dem Wechselwähler-Staat Ohio, erhält er dafür Applaus.
Solch moderate Haltungen sind an diesem Abend allerdings nur selten auszumachen. Kandidaten tendieren im Vorwahlkampf häufig zu Extrempositionen, doch dieses Jahr zeigt sich, wie weit die Republikaner nach rechts gerückt sind.