Natürlich stellen die NBC-Moderatoren auch Fragen zu Außenpolitik und den Kampf gegen die IS-Miliz. Hier ist Clinton in ihrem Element: Sie lehnt den Einsatz von US-Bodentruppen im Kampf gegen den Islamischen Staat ab. Allerdings will die Ex-Außenministerin mehr Elitesoldaten einsetzen als Obama, um die Verbündeten zu unterstützen.
Sanders betont wie in jeder Rede, dass er 2003 gegen die Irak-Invasion gestimmt habe - ohne dieses Mal zu erwähnen, dass Clinton damals mit "Ja" stimmte. Um den IS zu besiegen ("oberste Priorität"), würde er auch mit Iran und Russland kooperieren. Der Einsatz von Tausenden US-Soldaten kommt auch für ihn nicht in Frage.
Clinton ist jedoch die Erste, die die rassistischen Statements von Donald Trump und anderen Republikaner verurteilt: "Der beste Schutz vor Attacken wie in San Bernardino ist das Vertrauen der amerikanischen Muslime." Debatten-Fazit: Keine Überraschung, Clinton kennt sich hier viel besser aus.
Kampf gegen soziale Ungleichheit
Bernie Sanders verspricht seinen Fans eine "politische Revolution" und will Wall-Street-Banken am liebsten zerschlagen. In einem aktuellen Spot unterstellt er Clinton, die Macht der Finanzindustrie nicht einzuschränken, weil sie von Banken Spenden und auch hohe Redehonorare (knapp drei Millionen zwischen 2013 und 2015) erhalten habe.
Clinton kontert: "Ich kann mit dieser Attacke leben, aber der Senator kritisiert damit auch den Präsidenten." Ihr Argument: Auch der unter Demokraten sehr populäre Obama hat viel Geld von Wall-Street-Banken angenommen - und trotzdem die Regeln für die Finanzindustrie verschärft. Sanders verspricht hingegen, dass sein Finanzminister "sicher nicht von der Investmentbank Goldman Sachs kommen" werde. Debatten-Fazit: Die Ex-Ministerin war vorbereitet, doch nur mit diesem Spruch wird sie Skeptiker nicht überzeugen können.
Gesundheitspolitik
Dass über dieses Thema gesprochen wird, liegt an Chelsea Clinton: Hillarys Tochter hatte behauptet, Sanders wolle die Obamacare-Krankenversicherung sowie das Medicare-Programm für Rentner und Behinderte abschaffen. "Falsch und unaufrichtig" sei diese Behauptung, poltert Sanders.
Clinton verteidigt sich damit, dass Sanders erst zwei Stunden vor der Debatte Details vorgelegt habe. Auch hier lobt sie den Präsidenten "Wir dürfen nicht gefährden, was Obama erreicht hat." Der kleine Schlagabtausch ist bezeichnend: Die 68-Jährige betont ihre Erfahrung und wirbt für langsame Änderungen. Sanders setzt auf Leidenschaft: "Gesundheitsversorgung ist ein Recht, das jedem Bürger zusteht." Debatten-Fazit: Die Attacke auf Sanders war völlig überzogen und hilft Clinton nicht.
Wieso Clinton eher verloren hat - und Sanders sich als Sieger fühlen darf
Die TV-Debatte war die letzte vor der ersten Vorwahl, die in genau zwei Wochen in Iowa stattfindet. Trotz des rauen Tons ist klar, dass alle demokratischen Kandidaten ähnliche Ziele haben - und die Rolle des Staates, die alle Republikaner minimieren wollen, lieber stärken.
Entzaubern konnte Clinton ihren Herausforderer Sanders nicht: Was der Senator über die Gerechtigkeit im Land zu sagen hat, wollen progressive Amerikaner hören. Fraglich ist nur, ob sie dem 74-Jährigen auch zutrauen, im November den Kandidaten der Republikaner zu besiegen.
Das Gerede, ob es die ehemalige First Lady ein zweites Mal nicht schafft, ins Weiße Haus einzuziehen, wird also weitergehen. Insofern kann Hillary Clinton eher verlieren - und Bernie Sanders kann sich als Sieger fühlen.