Tunesien:IS bekennt sich zu zwei Selbstmordanschlägen in Tunis

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Polizisten bewachen einen abgesperrten Bereich nach einer Explosion in Tunis. (Foto: REUTERS)
  • Bei den Anschlägen wurden zwei Personen getötet und mindestens acht Menschen verletzt.
  • Die Angriffe galten offenbar gezielt Sicherheitskräften.
  • Die Terrormiliz Islamischer Staat beanspruchte die Anschläge für sich.

In der tunesischen Hauptstadt Tunis sind bei zwei Selbstmordanschlägen mindestens acht Menschen verletzt worden. Zwei Personen wurden getötet, darunter ein Polizist. Wie das tunesische Innenministerium mitteilte, sprengte sich ein erster Attentäter im Stadtzentrum nahe der französischen Botschaft und der historischen Altstadt in die Luft, ein zweiter Attentäter nahe einer Polizeistation im Stadtteil Al-Gorjani.

Die Angriffe galten offenbar gezielt Sicherheitskräften. Wie das Innenministerium mitteilte, sprengte sich der erste Attentäter direkt neben einem Polizeiwagen in die Luft, der an einer Ecke der zentralen Prachtstraße, der Avenue Habib Bourguiba, von Tunis geparkt war. Fotos vom Anschlagsort zeigten einen demolierten Wagen und Leichenteile des mutmaßlichen Angreifers. Der Innenstadtbereich wurde weiträumig abgesperrt.

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Kurz darauf gab es eine weitere Explosion im Stadtteil Al-Gorjani an einer Polizeistation. Hier ist eine spezielle Anti-Terror-Einheit der tunesischen Sicherheitskräfte untergebracht. Nach offiziellen Angaben wurden dabei vier Polizisten verletzt. Ob der Attentäter bei dem Angriff ums Leben kam oder fliehen konnte war zunächst nicht klar.

Am Abend reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Anschlag für sich. Die beiden Angreifer seien IS-Kämpfer gewesen, hieß es in einer im Internet verbreiteten Mitteilung des IS-Sprachrohrs Amak. Der IS hatte bereits in der Vergangenheit mehrere Anschläge in dem nordafrikanischen Land für sich reklamiert.

Tunesiens Regierungschef Youssef Chahed kündigte am Anschlagsort vor Reportern einen "Krieg gegen die Terroristen" an. Die Anschläge zielten darauf, Verwirrung zu stiften und dem Land zu Beginn der Urlaubssaison und vor den anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu schaden. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Anschläge scharf. "Frankreich ist in dieser Bewährungsprobe an der Seite des tunesischen Volkes", teilte der 41-Jährige via Twitter mit.

Bereits in der Nacht zum Donnerstag hatte es auch im Süden von Tunesien einen weiteren Zwischenfall gegeben. Mehrere "Terroristen" griffen nach Angaben des Verteidigungsministeriums gegen halb vier Uhr morgens tunesische Soldaten an, die an einer Funkstation stationiert waren. Es habe einen Schusswechsel gegeben, bei dem niemand verletzt worden sei.

Das Auswärtige Amt in Berlin rief dazu auf, die Gegend vorläufig zu meiden. Es werde ein terroristischer Hintergrund vermutet, teilte das Krisenreaktionszentrum des Außenamtes mit. In diesem Jahr finden in Tunesien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt.

© SZ.de/dpa/Reuters/saul/brä/mpu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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