Tunesien:Zum Schutz der Frau

Gewalt in der Ehe wird nun in Tunesien bestraft - ein enormes Signal des Fortschritts für die arabische Welt.

Von Dunja Ramadan

Vor 20 Jahren wurde in Deutschland die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt, nun zieht Tunesien nach. Wie beim Arabischen Frühling ist es der nordafrikanische Staat, der eine neue Entwicklung in der Region anstößt - diesmal für mehr Frauenrechte.

Das Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das Frauen vor jeglicher Gewalt schützen soll, besonders bedeutsam ist der Zusatz häusliche Gewalt. Damit durchbricht der Staat endlich auch die Mauern der privaten Sphäre, in denen oft Männer das Sagen haben. Das arabische Sprichwort "Was zu Hause passiert, bleibt auch zu Hause", wird so demontiert. Es hat zu lange das Denken bestimmt. Zwar wird es dauern, bis auch in den Köpfen umgedacht wird. Doch bis dahin dient das Gesetz vor allem zur Motivation für alle Frauen, die in der Region für ihre Rechte kämpfen.

Auch Jordanien ist seit Sonntag einen Schritt weiter: Das Parlament schaffte mildere Strafe für sogenannte Ehrenmorde ab. Der "schwere Zorn" eines Mannes reicht nun nicht mehr aus, um auf ein geringeres Strafmaß zu hoffen. Bislang hat der Staat dem männlichen Ehrbegriff kaum etwas entgegengesetzt - das ändert sich nun. Die immer noch stark patriarchalisch geprägten Gesellschaften in der arabischen Welt geraten dadurch ins Wanken. Zwar gibt es noch viel Nachholbedarf. Doch es gibt sie eben auch: die Zeichen des Fortschritts in der Region.

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