Tunesien: Urteil gegen Ex-Diktator:35 Jahre Haft - doch Ben Ali ist im Exil

Das erste Urteil: Ein tunesisches Gericht hat den gestürzten Präsidenten Ben Ali und seine Frau Leila wegen illegaler Bereicherung zu 35 Jahren Haft verurteilt. Aber auch wenn viele Tunesier ihren ehemaligen Diktator gern hinter Gittern sehen würden: Ins Gefängnis muss er vorerst nicht - denn er sitzt in Saudi-Arabien.

Tunesiens Justiz spricht ein hartes Urteil gegen den ehemaligen Diktator: Weil er sich während seiner Herrschaft illegal bereichert hat, ist der gestürzte Präsident Zine el Abidine Ben Ali in Abwesenheit zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Richter in der Hauptstadt Tunis verhängte die gleiche Strafe auch gegen Ben Alis Ehefrau Leila Trabelsi. Außerdem wurde der 74-Jährige zur einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 25 Millionen Euro verurteilt, seine Frau soll 20,5 Millionen Euro zahlen.

Gegner Ben Alis demonstrierten vor dem Gericht in Tunis. Am Montagabend wurde Tunesiens ehemaliger Präsident in Abwesenheit zu 35 Jahren Haft verurteilt. (Foto: AFP)

Zum Frust vieler Tunesier fand dieser erste Prozess gegen Ben Ali und Trabelsi in Abwesenheit der Angeklagten statt. Sie waren am 14. Januar wegen der Massenproteste im Land ins Exil nach Saudi-Arabien geflohen. Dass sie nach dem Urteil ausliefert werden, gilt als sehr unwahrscheinlich.

Ben Ali regierte Tunesien 23 Jahre lang, bis die erste Revolution des arabischen Frühlings ihn aus seinem Amtssitz in Tunis vertrieb. Nach Ben Alis Flucht wurden große Mengen Schmuck und Bargeld gefunden, in seiner Residenz in Karthago auch Drogen und Waffen. Weitere Prozesse gegen Ben Ali - unter anderem wegen Mordes und Folter - sollen folgen. Für diese Taten könnte ein Gericht die Todesstrafe verhängen.

Ben Ali hatte das Verfahren über Anwälte als rein politischen Prozess abtun und die Vorwürfe als haltlos bezeichnen lassen. Der Präsident habe nicht die Absicht, den Prozess ernst zu nehmen, sagte sein französischer Anwalt Jean-Yves Le Borgne dem Radiosender France Info.

© dpa/AFP/Reuters/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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