Süddeutsche Zeitung

Tunesien:Unbekannte attackierten Touristenattraktion in Tunis

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Angriff auf tunesisches Parlamentsgebäude

Bei einem Angriff auf das tunesische Parlamentsgebäude sind mindestens 19 Menschen, darunter vorangig Touristen und ein Einheimischer, getötet worden. Zahlreiche Menschen sollen Medienberichten zufolge anschließend als Geiseln im benachbarten Bardo-Nationalmuseum festgehalten worden sein.

Die BBC berichtet, dass es sich bei den Festgehaltenen um Touristen aus mehreren europäischen Ländern handelt, darunter Großbritannien, Italien, Spanien und Frankreich. Unter den Opfern soll mindestes auch ein Deutscher sein.

Offenbar ist die Geiselnahme inzwischen beendet. Das berichten das tunesischen Staatsfensehen und der TV-Sender Al-Dschasira übereinstimmend. Zwei Männer sollen bei einem Schusswechsel mit den Sicherheitskräften getötet worden sein.

Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten die Abgeordneten über ein Anti-Terror-Gesetz abgestimmt, berichten lokale Medien. Nach den Schüssen seien sie aufgefordert worden, sich im Sitzungssaal zu versammeln. Der tunesische Präsident, Béji Caïd Essebsi, hat angekündigt, sich in Kürze zu dem Anschlag äußern zu wollen. Ein Sprecher des Innenministeriums hat im Radiosender Mosaïque FM lediglich bestätigt, dass es "einen terroristischen Angriff" auf das Museumsgebäude gegeben hat, an dem "zwei oder mehr, mit Kalaschnikows bewaffnete" Terroristen beteiligt gewesen sein sollen.

Mindestens zwei Täter

Dem lokalen Radiosender Schams FM zufolge hätten mindestens zwei Täter in Tarnkleidung auf dem Vorplatz zwischen Parlament und Museum das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffnet. Die Abgeordnete Kultum Badreddine berichtete der Deutschen Presse-Agentur von "schweren Schusswechseln". Sowohl das Parlament als auch das benachbarte Museum seien von Polizeikräften umstellt. Zwei Helikopter kreisen über dem Gebiet. Mehr als 20 Personen seien ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Das Parlamentsgebäude und das Museum liegen in der Nähe des Zentrums in der Hauptstadt Tunis. Das Musée National du Bardo ist das größte archäologische Museum Tunesiens und eine der Touristenattraktionen im Land.

Tunesien fürchtet die Islamisten

Im Urlaubsland Tunesien begann Ende 2010 der Arabische Frühling, der zum Sturz des Langzeitherrschers Zine el-Abidine Ben Ali führte. Als bislang einziges arabisches Land gelang Tunesien ein Übergang in eine Demokratie. Mit dem Sturz Ben Alis gewannen jedoch auch islamistische Kräfte im Land neue Stärke.

Außerdem befürchtet die Regierung, dass Tunesier, die sich in Syrien und im Irak der radikalen Miliz "Islamischer Staat" angeschlossen haben, in ihre Heimat zurückkehren und Anschläge verüben könnten.

Die Sorge um die Sicherheit in Tunesien hat in den vergangenen Monaten zugenommen, seit die Lage im benachbarten Libyen immer instabiler wird und dort die Islamisten immer mehr die Kontrolle übernehmen.

Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes

Das Auswärtige Amt in Berlin rät allen Reisenden, die sich derzeit in Tunis aufhalten, das Gebiet um das Museum und das Parlament weiträumig zu meiden. Auch im Westen des Landes sei immer wieder mit bewaffneten Auseinandersetzungen zu rechnen.

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