Tunesien:Proteste nach Mord an Oppositionspolitiker

In Tunesien könnte es zu neuen Unruhen kommen. Der linke Oppositionelle Mohamed Brahmi wurde vor seinem Haus erschossen. Daraufhin versammelten sich Tausende Demonstranten vor dem Innenministerium.

Der tunesische Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi ist am Donnerstag bei einem Attentat ums Leben gekommen. Er sei vor seinem Haus in Ariana nahe der Hauptstadt Tunis erschossen worden, wie die staatlichen Medien berichteten. Die Attentäter seien auf einem Motorrad geflohen.

Brahmi war Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender der Volksbewegung, einer kleinen linksgerichteten Partei. Sein Parteikollege Mohsen Nabti berichtete einem Radiosender, Brahmi sei vor den Augen seiner Familien getötet worden. Der Sender Watanya meldete, der Politiker sei von elf Kugeln getroffen worden.

Nach Bekanntwerden der Nachricht versammelten sich Tausende Demonstranten vor dem Innenministerium. "Der Mord an Brahmi könnte erneut Massenproteste auslösen", sagte Anna Boyd, Expertin für den Mittleren Osten bei der Analysefirma IHS. Es sei wahrscheinlich, dass es zu neuen Zusammenstößen zwischen weltlichen und islamistischen Gruppierungen komme.

Erst im Februar war der weltliche Oppositionspolitiker Chokri Belaid erschossen worden. Sein Tod löste die größten Demonstrationen seit dem Sturz des Machthabers Zine al-Abidine Ben Ali im Januar 2011 aus. Die von Islamisten geführte Regierung machte Salafisten für die Tat verantwortlich. Der Islam spielte in Tunesien lange eine so geringe Rolle wie in kaum einem anderen arabischen Land. Seit dem Sturz Ben Alis sind religiöse Hardliner aber erstarkt.

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