Tunesien:Proteste in Tunis: "Verschließt dem Terrorismus die Türen"

Tunesien: "Wir werden alle vom Terrorismus bedroht", steht auf Arabisch auf den Plakaten dieser Demonstranten.

"Wir werden alle vom Terrorismus bedroht", steht auf Arabisch auf den Plakaten dieser Demonstranten.

(Foto: AFP)

Hunderte Tunesier haben am Samstag vor dem Parlament in Tunis gegen eine Rückkehr von Dschihadisten in ihr Land protestiert.

Auf Plakaten standen Aufschriften wie "Verschließt dem Terrorismus die Türen" und "Keine Toleranz, keine Rückkehr". Andere Teilnehmer schwenkten tunesische Fahnen und sangen die Nationalhymne. Einer von ihnen, Faten Mejri, sagte: "Für uns sind sie keine Tunesier. Das sind schreckliche Menschen". Aus Sicht der Demonstranten dürfe Tunesien Extremisten wie Anis Amri, den Attentäter von Berlin, nicht wieder aufnehmen.

Präsident Essebsi: Überwachung statt Verhaftung

Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten zu der Demonstration aufgerufen, an der laut den Veranstaltern rund 1500 Menschen teilnahmen. Anlass waren Äußerungen von Präsident Béji Caid Essebsi, wonach die Behörden die Rückkehr von Dschihadisten nicht verhindern könnten.

Nach UN-Schätzungen kämpfen mehr als 5000 Tunesier für dschihadistische Organisationen im Ausland, zumeist im Irak, Syrien oder Libyen. Viele von ihnen wollten freiwillig zurückkehren, hatte der Präsident Anfang Dezember gesagt. Für ihre Verhaftung fehlten jedoch Plätze im Gefängnis, sie würden aber überwacht. Nach Angaben der Behörden stehen mindestens 800 Extremisten bereits unter Beobachtung.

Nach dem Terroranschlag in Berlin, der mutmaßlich von dem am Freitag erschossenen Tunesier Anis Amri ausgeführt wurde, drang Berlin zuletzt auf schnellere Abschiebungen nach Tunesien. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte gesagt, dass die Zusammenarbeit zwar schon intensiviert wurde, der Rückführungsprozess allerdings deutlich beschleunigt und die Zahl der Abgeschobenen erhöht werden müsse.

Seit dem Arabischen Frühling 2011 wurden in dem nordafrikanischen Land mehr als hundert Soldaten und Polizisten bei Anschlägen getötet - ebenso wie rund 20 Zivilisten und 59 ausländische Touristen.

Am Samstag waren drei Personen festgenommen worden, die in Verbindung mit dem mutmaßlichen Attentäter von Berlin stehen sollen. Einer der Verdächtigen soll mit Amri verwandt sein.

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