Süddeutsche Zeitung

Türkischer Ministerpräsident:Davutoğlu vergleicht Pegida mit IS-Terrormiliz

  • Der türkische Regierungschef Davutoğlu sieht laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Parallelen zwischen der Pegida-Bewegung und der Terrormiliz "Islamischer Staat".
  • Beiden Gruppen wirft er eine "mittelalterliche Mentalität" vor.
  • Pegida wolle eine exklusive christliche deutsche Gesellschaft. Das sei eine Bedrohung für Türken und Muslime, aber auch für Deutschland, sagte der islamisch-konservative Politiker.

Davutoğlu verweist auf christliche Geschichte im Irak

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu hat die Geisteshaltung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung mit jener der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) verglichen. Beide bestritten die Berechtigung religiöser Minderheiten, in ihrer Gesellschaft zu leben, sagte Davutoğlu der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

"Als Terrorgruppen in Mossul Kirchen zerstörten, behaupteten sie, Mossul sei eine islamische Stadt und nur für Muslime; das ist aber nicht wahr. Durch die ganze Geschichte lebten dort Christen", sagte Davutoğlu. "Das ist dieselbe Logik wie von Pegida, dass Deutschland nur den Christen gehöre", sagte der türkische Regierungschef, der am Montag zu seinem Antrittsbesuch in Berlin war. "Das ist doch eine mittelalterliche Mentalität."

Türkei sei "sehr besorgt über Pegida"

Die Türkei sei "sehr besorgt über Pegida", da die Bewegung "eine exklusive christliche deutsche Gesellschaft" wolle, sagte Davutoğlu. "Das ist nicht nur eine Bedrohung für Türken und Muslime, sondern auch eine Bedrohung für Deutschland selbst".

Wie nach der Wirtschaftskrise von 1929 werde wieder bei allen Missständen die Schuld beim "anderen" gesucht, kritisierte der islamisch-konservative Politiker. "Das ist genau die Mentalität von Daesch", sagte Davutoğlu unter Verwendung der arabischen Abkürzung für den IS. "Ein vormoderner Name mag Daesch sein, ein moderner Name ist Pegida."

Die Pegida-Bewegung demonstriert seit Wochen jeweils montagabends in Dresden gegen die angebliche "Islamisierung des Abendlandes" und hat inzwischen Ableger in verschiedenen anderen Städten gebildet. Auch am Montagabend waren die Anhänger in Dresden und anderen Städten auf die Straße gegangen.

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