Türkei und Syrien:Tausende Tote nach schweren Erdbeben

Türkei und Syrien: Eine Drohnenaufnahme zeigt die Schäden im Norden Syriens.

Eine Drohnenaufnahme zeigt die Schäden im Norden Syriens.

(Foto: OMAR HAJ KADOUR/AFP)

Am Tag nach der Naturkatastrophe in der Türkei und in Syrien erschweren Witterung und Minusgrade die Rettungsarbeiten. Zahlreiche Länder bieten Hilfe an.

Von Philipp Saul und Leopold Zaak

Bei schweren Erdbeben in der Türkei an der Grenze zu Syrien sind in beiden Ländern nach Stand vom Montagabend mindestens 3600 Menschen ums Leben gekommen, mindestens 15 000 wurden verletzt. Hilfsorganisationen rechnen damit, dass die Zahl noch steigt, da zahlreiche Menschen verschüttet wurden. In den betroffenen Provinzen herrschen Minusgrade, in einigen Gegenden schneit es.

Allein in der Türkei wurden am Montag fast 2300 Tote gezählt. In Syrien sprachen das Gesundheitsministerium und die Rettungsorganisation Weißhelme am Abend von mindestens 1300 Toten und 2400 Verletzten.

In der Nacht zum Montag hatte ein Erdbeben der Stärke 7,7 mit Epizentrum bei Kahramanmaraş die Südosttürkei erschüttert, kurz darauf folgte ein weiteres Beben der Stärke 6,6 in der Provinz Gaziantep. Am Montagmittag wurde ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in der Südosttürkei gemessen, wieder mit Epizentrum Kahramanmaraş.

In der Türkei waren die Erschütterungen nach Angaben von Vizepräsident Fuat Oktay in zehn Provinzen zu spüren. Tausende Gebäude seien eingestürzt. Aus dem Innenministerium hieß es, Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen. Man habe zudem die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten. Es sei zu insgesamt 22 teils starken Nachbeben gekommen.

Die Wetterbedingungen erschwerten die Rettungsarbeiten, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Mehrere Flughäfen blieben in den betroffenen Gegenden vorerst für zivile Flüge geschlossen wegen der kalten Temperaturen und des Schneefalls.

Unter den eingestürzten Gebäuden in der Türkei war neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt İskenderun. In der Stadt Gaziantep wurde laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu auch die Burg stark beschädigt. Menschen in der Türkei wurden aufgerufen, wegen der Kommunikationsengpässe nicht über das Handynetz zu telefonieren, damit vorrangig Verschüttete erreicht werden können.

Präsident Erdoğan schrieb auf Twitter: "Wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen." Die Türkei bat die Nato um Feldkrankenhäuser, die für extreme Wetterverhältnisse ausgelegt sind. Etwa 45 Länder haben der Türkei laut Erdoğan Hilfe angeboten. Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU werde die Entsendung europäischer Rettungskräfte koordinieren, kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell an.

In Syrien stürzten der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums, Raed Ahmed, sagte laut der Agentur Sana, es sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Präsident Baschar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Die von Rebellen gehaltene Region Idlib war eine der am schwersten von dem Erdbeben betroffenen Gebiete. Dies dürfte die Nothilfe erschweren.

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