Erst flohen Jesiden und Christen im Irak vor den IS-Terroristen, und kurdische Kämpfer erwiesen sich als ihre Lebensretter. Nun trifft es die Kurden selbst. Zwischen beiden Tragödien liegen gerade mal vier Wochen. Die Extremisten des "Islamischen Staats" rücken im Norden Syriens auf eine kurdische Enklave vor. Das sieht aus wie ein Rachefeldzug, aber die Mord-und Schrecken-Strategen des IS haben mehr im Sinn. Sie wollen ihre Eroberungen in Syrien absichern und einen Keil zwischen die Kurden im Irak und in Syrien treiben.
Damit zeigt sich, wie trügerisch Erfolge des Bündnisses aus westlichen und arabischen Staaten gegen den IS im Irak sind. Syrien bleibt der weitgehend sichere Rückzugsraum der Extremisten, wo sie nun dabei sind, auch noch den kurdischen Widerstand entscheidend zu schwächen.
Die Türkei hat bislang Abstand gehalten zur Koalition der IS-Bekämpfer. Sie hat dies mit dem Leben der 49 Menschen begründet, die vor gut drei Monaten in Mosul entführt wurden. Nun sind die türkischen Geiseln frei. Damit befindet sich die Türkei in einem Dilemma: Greift sie in den Konflikt ein, dürfte der IS erneut mit Anschlägen in Istanbul drohen. Tut sie es nicht, und verweigert wie bisher sogar die Nutzung ihrer Luftwaffenstützpunkte, dann könnte die Lage vor der türkischen Haustür noch weiter eskalieren.