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Türkei:Turkish Airlines entlässt nach Putschversuch 211 Mitarbeiter

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In Zusammenhang mit dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei hat die Fluggesellschaft Turkish Airlines 211 Angestellte entlassen. Diese hätten mutmaßlich Verbindungen zur Gülen-Bewegung, erklärte das Unternehmen am Montag. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beschuldigt den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen und seine Anhänger, hinter dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli in der Türkei zu stehen.

Die Kündigungen erfolgten "in Übereinstimmung mit den nötigen Maßnahmen" gegen das Gülen-Netzwerk und gegen "Einstellungen und Verhaltensweisen, die in Konflikt mit den Interessen unseres Landes und unseres Unternehmens stehen", erklärte Turkish Airlines. Außerdem gehe es um "die Nicht-Erfüllung von Leistungsanforderungen". Turkish Airlines stehe "vereint mit dem ganzen heldenhaften und ehrbaren türkischen Volk" gegen den "böswilligen, illegalen" Putschversuch, erklärte die Fluggesellschaft weiter.

Haftbefehle gegen Dutzende türkische Journalisten erlassen

In der Türkei sind Medienberichten zufolge auch 42 Haftbefehle gegen Journalisten erlassen worden. Wie die Fernsehsender CNN-Türk und NTV berichten, ist unter anderem die bekannte Journalistin Nazlı Ilıcak betroffen, die 2013 wegen kritischer Berichterstattung über einen Korruptionsskandal von der regierungsnahen Zeitung Sabah entlassen worden war. Ob es bereits Festnahmen gab, war zunächst unklar.

Der türkischen Nachrichtenagentur DHA zufolge richten sich die Ermittlungen gegen Medien aus dem Netzwerk des Predigers Fethullah Gülen. Die Regierung macht Gülen für den Putschversuch verantwortlich.

Nach dem gescheiterten Putschversuch vor etwas mehr als einer Woche hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan "Säuberungen" angekündigt - und dem unmittelbar Taten folgen lassen. Etwa 13 000 Menschen wurden seitdem wegen des Vorwurfs der Beteiligung am Putsch festgenommen, der Großteil davon sind Soldaten, aber auch zahlreiche Polizisten, Richter und Staatsanwälte.

Zehntausende Entlassungen

Mehr als 50 000 Menschen wurden entlassen, darunter Zehntausende Polizisten, aber auch zivlie Angestellte, beispielsweise des Bildungsministeriums. Zuletzt kündigte die türkische Regierung an, auch die Präsidentengarde auflösen zu wollen.

Mit der Ausrufung des Ausnahmezustands hat sich die Regierung weitreichende Rechte verschafft. Am Samstag wurde ein Dekret veröffentlicht, das erlaubt, Verdächtige ohne Anklage bis zu 30 Tage festzuhalten. Gewöhnlich beträgt die Höchstdauer vier Tage.

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