Türkei:Staatliche türkische Nachrichtenagentur widerruft Bericht über Putsch-Geständnis

Aftermath of an attempted coup d'etat in Turkey

Dieser Mann soll den Umsturz in der Türkei geplant und angeführt haben: Akın Öztürk.

(Foto: dpa)
  • In der Türkei gibt es widersprüchliche Berichte über ein angebliches Geständnis des mutmaßlichen Putsch-Anführers Öztürk.
  • Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu korrigiert ihren Bericht ins Gegenteil.
  • Kanzlerin Merkel mahnt Präsident Erdoğan zur Mäßigung.

Verwirrung um den angeblichen Rädelsführer der Putschisten in der Türkei: Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Montagnachmittag zunächst, Ex-Luftwaffenchef Akın Öztürk habe seine Beteiligung an dem Umsturzversuch in der Türkei eingeräumt. Der Vier-Sterne-General habe in seiner Aussage bei der Staatsanwaltschaft zugegeben, in der Absicht eines Putsches gehandelt zu haben, meldete Anadolu. Nachdem zwei private Sender der Nachricht widersprachen, meldete die Agentur das Gegenteil.

Habertürk und NTV berichteten unter Berufung auf Öztürks Aussage vor der Staatsanwaltschaft, er habe jede Beteiligung am Putsch verneint. "Ich gehöre nicht zu denen, die den Putschversuch vom 15. Juli geplant oder geleitet haben und weiß nicht, wer es war", zitiert NTV aus Öztürks Aussage.

"Der formale Anführer der Junta"

Öztürk war nach der Niederschlagung des Putsches festgenommen worden. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. In Regierungskreisen war Öztürk als "der formale Anführer der Junta" bezeichnet worden. Der General gehörte bis zum Putschversuch dem Obersten Militärrat an.

Die türkische Regierung hat am Montag ihre "Säuberungsaktionen" gegen mutmaßliche Unterstützer des Putsches fortgesetzt. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan macht den in den USA lebenden Kleriker Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Dessen Bewegung unterhält in der Türkei noch immer ein stattliches Netzwerk an Anhängern in der Verwaltung, in der Justiz, in der Polizei und im Militär.

Merkel mahnt zur Mäßigung

Die Jagd auf mutmaßliche Verräter ist im vollen Gange. 30 Gouverneure wurden von ihren Ämtern entbunden, etwa 8000 Polizisten vom Dienst suspendiert. Nach offiziellen Angaben wurden bis Montagmittag 7543 Personen inhaftiert, darunter 6038 Soldaten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte Erdoğan in einem Telefonat auf, bei der Reaktion auf den Putschversuch die Prinzipien von Verhältnismäßigkeit und Rechtstaatlichkeit zu achten. Die Welle von Verhaftungen und Entlassungen in der Türkei gebe "Anlass zu großer Sorge", sagte Merkel nach Angaben einer Regierungssprecherin am Montag in dem Gespräch.

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