Das türkische Außenministerium hat die Bürger des Landes bei Reisen nach Deutschland und die in Deutschland lebenden Türken zur "Vorsicht" ermahnt. In einer am Samstag veröffentlichten und als "Reisewarnung bezüglich der Bundesrepublik Deutschland" überschriebenen Erklärung rät das Ministerium dazu, "sich nicht auf politische Debatten einzulassen".
Weiterhin rät die Behörde den Bürgern, "sich von Wahlkampfveranstaltungen politischer Parteien und von Plätzen fernzuhalten", wo Kundgebungen oder Demonstrationen stattfinden, die von "Terrororganisationen" veranstaltet oder unterstützt und von den deutschen Behörden geduldet werden". Die politische Atmosphäre in Deutschland sei beeinflusst von rechtsradikaler und rassistischer Rhetorik.
Bei der "Reisewarnung" handelt es sich augenscheinlich um eine Reaktion der Türkei auf die Bundesregierung, die Mitte Juli einen Kurswechsel gegenüber der Regierung in Ankara vorgenommen und die Reisehinweise für die Türkei verschärft hatte.
Deutschland beklagt, dass immer wieder deutsche Staatsbürger ohne nachvollziehbare Gründe in der Türkei festgenommen werden. Erst vergangene Woche war ein Ehepaar verhaftet, anschließend aber wieder freigelassen worden. Derzeit sollen in der Türkei noch zehn Deutsche in Haft sitzen, denen politische Vergehen vorgeworfen werden. Die Türkei wirft ihnen vor, die Urheber des gescheiterten Militärputsches vom vergangenen Jahr unterstützt zu haben. Der bekannteste Fall ist der des Welt-Korrespondenten Deniz Yücel, der seit mehr als 200 Tagen in Haft sitzt.