Süddeutsche Zeitung

Türkei:Jugendlicher stirbt nach Gezi-Protesten

Als in Istanbul die Menschen gegen die Regierung auf die Straße gehen, wird ein 15-Jähriger von Polizisten schwer verletzt. Jetzt ist er nach Monaten im Koma gestorben.

Nach neun Monaten im Koma ist ein 15-jähriger Türke seinen Kopfverletzungen erlegen, die er bei Protesten gegen die Regierung erlitten hat. "An unser Volk: Wir haben Berkin Elvan heute morgen verloren", teilte seine Familie per Twitter mit.

Elvan war vergangenen Juni vermutlich von einem Tränengasgeschoss der Polizei am Kopf getroffen worden. Nach Darstellung seiner Familie war er gerade unetrwegs, Brot einkaufen. Seine Mutter machte am Dienstag den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan für den Tod ihres Sohnes verantwortlich. Bislang wurde kein Polizist im Zusammenhang mit dem Vorfall angeklagt.

Der Jugendliche ist mindestens das sechste Todesopfer der landesweiten Massenproteste gegen die Regierung. Unter den Toten ist auch ein Polizist. Bei den Demonstrationen wurden zudem mehr als 8000 Menschen verletzt. Die Wut der Demonstranten hatte sich vergangenen Sommer an einem staatlichen Bauprojekt im Istanbuler Gezi-Park entzündet.

Der Tod des Jungen könnte einen neuen Proteststurm auslösen. Vor dem Krankenhaus, in dem er starb, kam es am Dienstag zu Ausschreitungen. Etwa tausend Menschen versammelten sich vor dem Gebäude. Dutzende Demonstranten bewarfen einen Bus der Polizei mit Steinen. Die Beamten wehrten den Angriff mit Tränengas ab. Schon am Montag hatten die Sicherheitskräfte eine Mahnwache für den Jugendlichen gewaltsam aufgelöst und mehrere Menschen festgenommen. Für Mittwoch ist eine Kundgebung und ein Gedenkmarsch zu Ehren des Toten geplant.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1909239
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/AFP/fran
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.