Istanbul-Konvention:Türkei tritt aus Schutz-Abkommen für Frauen aus

Am 8. März demonstrierten Tausende in Istanbul zum Weltfrauentag. (Foto: Hakan Akgun/imago images/ZUMA Wire)

Allein im vergangenen Jahr wurden mindestens 300 Frauen in der Türkei von Männern ermordet. Frauenorganisationen protestieren.

Die Türkei ist aus der sogenannten Istanbul-Konvention ausgetreten, die Gewalt an Frauen verhüten und bekämpfen soll. Eine entsprechende Entscheidung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wurde in der Nacht zu Samstag im Amtsblatt veröffentlicht.

Weltfrauentag in der Türkei
:Erdoğans Glückwünschen trauen viele nicht

Zum Weltfrauentag gratuliert Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Türkinnen, verurteilt Gewalt gegen sie und lobt ihre Verdienste. Mit der Realität sehr vieler Frauen im Land und ihrer von der Regierung gewünschten Rolle hat das wenig zu tun.

Von Tomas Avenarius

Die internationale Vereinbarung war 2011 vom Europarat ausgearbeitet worden und sollte einen europaweiten Rechtsrahmen schaffen, um Gewalt gegen Frauen zu verhüten und zu bekämpfen. Erdoğan selbst hatte die Konvention in Istanbul - dem Ort der finalen Einigung - unterschrieben, damals noch als Ministerpräsident. Später wurde sie in der Türkei zwar auch entsprechend ratifiziert, laut der Organisation "Wir werden Frauenmorde stoppen" aber nie angewendet.

Gewalt an Frauen ist in der Türkei wie in vielen Ländern ein verbreitetes Problem. In den vergangenen Monaten hatten es immer wieder Diskussionen um einen möglichen Austritt aus der Konvention gegeben. Nach dem Vollzug riefen die Aktivistinnen von "Wir werden Frauenmorde stoppen" nun via Twitter zu Protesten gegen die Entscheidung auf.

Nach Angaben der Organisation wurden allein im vergangenen Jahr mindestens 300 Frauen in der Türkei von Männern ermordet. Erst kürzlich heizten die Vergewaltigung und der Mord an einer 92-Jährigen sowie das Video einer brutalen Tat, bei der sich ein Mann an seiner Ex-Frau verging, die Diskussion um Gewalt gegen Frauen an.

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