Erdgaskonflikt:Erdoğan: "Legen Sie sich nicht mit der Türkei an"

Erdgaskonflikt: Ein angespanntes Verhältnis: Recep Tayyip Erdoğan und Emmanuel Macron im Januar.

Ein angespanntes Verhältnis: Recep Tayyip Erdoğan und Emmanuel Macron im Januar.

(Foto: AFP)

Der türkische Präsident warnt Macron vor einer Einmischung in den Streit mit Griechenland. Dort wiederum rüstet man massiv auf - unteranderem will Athen 18 französische Mehrzweckjets kaufen.

Im Streit um türkische Erdgaserkundungen im östlichen Mittelmeer hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan die Kritik von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an seiner Politik zurückgewiesen und ihn vor Einmischung gewarnt. "Legen Sie sich nicht mit dem türkischen Volk an, legen Sie sich nicht mit der Türkei an", sagte Erdogan am Samstag in Istanbul an Macron gerichtet. "Herr Macron, Sie werden noch viel mehr Probleme mit mir haben", sagte der türkische Staatspräsident bei einer Gedenkveranstaltung zum 40. Jahrestag eines Umsturzversuches in der Türkei.

Macron hatte zuvor am Donnerstag gesagt, die Türkei sei seiner Ansicht nach kein Partner mehr in der Mittelmeerregion. "Unsere roten Linien sind einfach der Respekt vor der Souveränität eines jeden europäischen Mitgliedstaates, die Achtung des Völkerrechts", sagte Frankreichs Staatschef auf der Mittelmeerinsel Korsika bei einem informellen Gipfeltreffen von Staats- und Regierungschefs aus sieben südlichen EU-Staaten - darunter Griechenland.

Ein "nationaler Schild" für Griechenland: Jets, Fregatten, Soldaten

Griechenland hat derweil wegen der starken Spannung ein umfangreiches Aufrüstungsprogramm in die Wege geleitet. "Es wird ein nationaler Schild entstehen", kündigte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis am Samstag während einer Rede in der Hafenstadt Thessaloniki an, die vom griechischen Fernsehen übertragen wurde.

Athen will nach Angaben des Ministerpräsidenten 18 französische Mehrzweckjets vom Typ Rafale kaufen. Zudem sollen vier neue Fregatten angeschafft und vier weitere vorhandene Fregatten aus deutscher Produktion modernisiert werden. Auch der Bestand an Flugabwehrraketen, Torpedos und anderer Munition werde erhöht. Darüber hinaus solle die griechische Waffenindustrie verstärkt zur Rüstung des Landes beitragen - das betrifft etwa Werften nahe Athen. Das militärische Personal wird nach den Worten von Mitsotakis ebenfalls ausgebaut: 15.000 neue Berufssoldaten sollen in den kommenden fünf Jahren eingestellt werden.

Unterdessen ist das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis", das wochenlang in Gewässern vor Küste Zyperns unterwegs war, in der Nacht zum Sonntag in den türkischen Hafen Antalya zurückgekehrt. Griechenland begrüßte das Ende der Forschungen. Zur Rückkehr des Schiffes sagte der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas am Sonntagmorgen im Nachrichtensender Skai: "Es ist ein positiver Schritt." Zugleich forderte die griechische Regierung von der Türkei weitere Schritte, damit es zu einem Dialog über die Festlegung von sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) im östlichen Mittelmeer kommen könne. Mitsotakis betonte, Griechenland sei bereit, die Differenzen im Zusammenhang mit dem Erdgaskonflikt mit der Türkei friedlich zu lösen. Wolle die Türkei dies ebenfalls und komme es dennoch zu keiner Einigung, könne man das strittige Thema vor den Internationalen Gerichtshof bringen, sagte er.

Im östlichen Mittelmeer eskaliert seit Wochen der Streit zwischen den Nato-Mitgliedern Griechenland und Türkei um Erdgas in dem Seegebiet. Griechenland wirft der Türkei vor, in der Region griechischer Inseln illegal Vorkommen zu erkunden. Die Regierung in Ankara weist die Vorwürfe zurück und argumentiert, dass die Gewässer, in denen probeweise nach Erdgas gebohrt wird, zum türkischen Festlandsockel gehören.

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