Türkei:Erdoğans Drohung getrotzt

Die Straße ist nicht der richtige Ort für Kritik - das ist die Meinung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Dessen ungeachtet setzte der Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu seinen "Marsch für Gerechtigkeit" fort.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu gewarnt, seinen Marsch für Gerechtigkeit von Ankara nach Istanbul fortzusetzen. Menschen raus auf die Straße zu rufen ist weder für seine Partei noch für das Land gut, sagte Erdoğan. "Wenn die Justizbehörden Sie morgen irgendwohin zitieren, dann seien Sie nicht überrascht", fügte der Staatschef hinzu. Wer die Justiz angreife, weil einem die Urteile nicht passten, füge dem Land Schaden zu. Die Straße sei nicht der richtige Ort für die Kritik. Er zog den Vergleich zu den Putschisten, die im Sommer vor einem Jahr Straßen und Plätze besetzt hätten. Ein solches Vorgehen werde er nicht zulassen. Dessen ungeachtet setzte Kılıçdaroğlu seinen Marsch am Sonntag fort. Er warf Erdoğan vor, nach dem gescheiterten Militärputsch im vergangenen Jahr selbst einen Staatsstreich vorgenommen zu haben. Der "zweite Putsch" sei am 20. Juli 2016 erfolgt, sagte Kılıçdaroğlu. An diesem Tag wurde in der Türkei der Ausnahmezustand verhängt, unter dem mittlerweile bereits mehr als 50 000 Menschen inhaftiert wurden.

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