MünchenAm Sonntag lag die Zaman am Kiosk, trotz alledem, was davor geschehen war. Aber es war nicht mehr dieselbe Zeitung. Am Freitagabend war das Blatt handstreichartig unter staatliches Kuratel gestellt worden. Kurz vorher war noch die Samstagsausgabe fertig geworden, "Die Verfassung ist ausgesetzt", lautete die Schlagzeile. Am Sonntag dann: ein Foto des Präsidenten auf der Titelseite, außerdem ein Bericht über die fast fertige dritte Bosporus-Brücke. Die ist eines der Prestige-Bauprojekte von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan. Kritik gegen den Angriff auf die Pressefreiheit kam prompt. "Die EU hat wiederholt betont, dass die Türkei als Beitrittskandidat hohe demokratische Maßstäbe respektieren und fördern muss, einschließlich der Pressefreiheit", mahnte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini vor dem EU-Sondergipfel: An diesem Montag will die EU mit der Türkei über die Flüchtlingskrise beraten - sie ist dabei auf Ankaras Wohlwollen angewiesen.
Türkei:Erdoğan macht seine Gegner mundtot
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Der türkische Staatschef stellt mit der Zeitung "Zaman" das wichtigste regierungskritische Blatt im handstreich unter staatliche Aufsicht.
Von Luisa Seeling
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