Türkei:Erdoğan droht den USA

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zeigt sich im Streit über den festgesetzten US-Pastor Brunson unbeeindruckt von den Sanktionsdrohungen Donald Trumps. Er warnt Washington jetzt sogar vor dem Ende der Partnerschaft.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat sich im Streit um den in der Türkei inhaftierten US-Pastor Andrew Brunson unnachgiebig gezeigt. Vor Sanktionsdrohungen des US-Präsidenten Donald Trump werde sein Land nicht zurückweichen, sagte Erdoğan einem Online-Bericht der Zeitung Habertürk vom Sonntag zufolge. Zugleich warnte er: "Die USA dürfen auch nicht vergessen, dass - wenn sie ihre Haltung nicht ändern -sie einen starken und aufrichtigen Partner wie die Türkei verlieren." Trump hatte am Donnerstag via Twitter mit "weitreichenden Sanktionen" gedroht, sollte Brunson nicht freigelassen werden.

Pastor Brunson ist aus der Haft freigekommen, darf aber sein Wohnhaus nicht verlassen

Der amerikanische Pastor war im Dezember 2016 im westtürkischen Izmir wegen Terrorvorwürfen inhaftiert worden. Ein Gericht wandelte seine Untersuchungshaft am Mittwoch in Hausarrest um. Das heißt, er wurde aus dem Gefängnis entlassen, darf aber sein Wohnhaus nicht verlassen. Brunson werden Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und zur Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert dafür bis zu 35 Jahre Haft. Mehrere türkische Anträge, den in Pennsylvania lebenden Gülen zu verhaften und auszuliefern, wurden von amerikanischer Seite abgelehnt. US-Vizepräsident Mike Pence sagte dagegen über den in der Türkei festgehaltenen Pastor, "Brunson ist ein unschuldiger Mann, es gibt keine glaubwürdigen Beweise gegen ihn."

Erdoğan wies nach dem Bericht von Habertürk Gerüchte über etwaige Absprachen zu Brunson zurück. Ein Gericht habe die Untersuchungshaft wegen gesundheitlicher Probleme Brunsons in Hausarrest umgewandelt. "Anstatt Respekt vor einer Gerichtsentscheidung zu zeigen", bringen die USA das Thema Sanktionen auf, sagte Erdoğan demnach. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Ankara und Washington schwer.

Brunson gehört den Evangelikalen Presbyterianischen Kirchen an, die nach eigenen Angaben 600 Gemeinden und ungefähr 145 000 Mitglieder haben. Der 1981 gegründete Kirchenzusammenschluss beruft sich insbesondere auf die Theologie des Reformators Johannes Calvin. Die Kirchen betreiben ein "Weltmissionsprogramm".

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