Türkei:Erdoğan: Tod Khashoggis geplanter Mord

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Der türkische Präsident macht Saudi-Arabiens Geheimdienst für das Verbrechen verantwortlich und fordert eine Auslieferung der Täter nach Istanbul. US-Präsident Trump schickt CIA-Chefin in die Türkei.

Von Paul-Anton Krüger und Christiane Schlötzer, Istanbul/München

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die Tötung des saudi-arabischen Journalisten und Regimekritikers Jamal Khashoggi als geplanten "politischen Mord" bezeichnet. Erdoğan widersprach damit am Dienstag in Ankara allen bisherigen Versionen der Regierung in Riad, die den Tod des 59-Jährigen im Generalkonsulat von Istanbul als Folge von Handgreiflichkeiten darstellt. Erdoğan sagte dagegen, die "brutale Ermordung" Khashoggis sei schon nach dessen erstem Besuch im Konsulat am 28. September geplant und am 2. Oktober von einem aus Riad entsandten Geheimdienstteam ausgeführt worden. Von der saudi-arabischen Regierung verlangte er Aufklärung darüber, wer "den Befehl für das Verbrechen" gegeben habe.

Eine direkte Beschuldigung des Königs oder des Kronprinzen sprach Erdoğan nicht aus. Türkische Medien haben dagegen schon viele Details aus den Ermittlungen veröffentlicht, die auf eine Verbindung der Täter zu dem einflussreichen Thronfolger Mohammed bin Salman hinweisen. Erdoğan verlangte, die Täter müssten in Istanbul vor Gericht gestellt werden. Die Staatengemeinschaft werde nicht Ruhe geben, bevor "nicht alle Beteiligten, die Ausführenden wie die Auftraggeber, bestraft wurden", sagte er. Die Regierung in Riad müsse zudem bekannt geben, wo die Leiche Khashoggis sei.

Die saudische Führung behauptet, dies nicht zu wissen. Erst hatte sie versichert, der Journalist habe das Konsulat lebend verlassen, dann unter internationalem Druck dessen Tod eingeräumt. Am Dienstag erklärte Riad, man habe Maßnahmen ergriffen, um "die Wahrheit aufzudecken" und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, "wer auch immer sie sein mögen". Nach Angaben der staatlichen saudischen Nachrichtenagentur SPA empfingen König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman am Dienstag Angehörige Khashoggis im Palast. Sie kondolierten demnach Khashoggis Bruder Sahl und seinem Sohn Salah. Die beiden Familienangehörigen hätten sich für die Beileidsbekundung bedankt.

Indes hat in Riad eine Wirtschaftskonferenz unter Schirmherrschaft des Kronprinzen begonnen, der sich dort kurz blicken ließ. Viele Persönlichkeiten aus Medien, Politik und Wirtschaft hatten ihre Teilnahme wegen der Khashoggi-Affäre abgesagt. US-Präsident Donald Trump entsandte CIA-Direktorin Gina Haspel in die Türkei. Er wünscht sich von den Geheimdiensten einen Bericht, der klären soll, ob Kronprinz bin Salman direkt in den Fall involviert ist. Trump nannte die Tötung Khashoggis "idiotisch und dumm", sagte aber auch, er denke, dass "der Plan schiefgelaufen ist". US-Vizepräsident Mike Pence sagte am Dienstag auf einer Tagung der Washington Post, für die Khashoggi zuletzt geschrieben hatte, dass die Tötung des Regimekritikers "nicht ohne Reaktion der USA bleiben" werde.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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