Türkei:Echt frustriert

In der Syrien-Frage herrscht Patt zwischen den USA und der Türkei: Erdoğan droht mit dem baldigen Einmarsch, dort aber stehen noch die Amerikaner.

Von Luisa Seeling

So viel war klar: Es würde keine angenehme Reise werden, als der Sicherheitsberater des US-Präsidenten in die Türkei aufbrach. Doch John Bolton wurde nicht nur kühl empfangen, sondern vom Gastgeber, Präsident Recep Tayyip Erdoğan, regelrecht abgewatscht. Dabei kam es nicht mal zu einem Treffen der beiden, obwohl die Amerikaner angefragt hatten. Erdoğan machte trotzdem klar, was er von den Volten der USA in der Syrien-Frage hält - nämlich nichts -, und warf Bolton schwere Fehler vor. Kurz darauf hieß es dann, der Amerikaner reise vorzeitig ab - bei dem Empfang kein Wunder.

Nun gehört Poltern zu Erdoğans Basis-Repertoire, dieser Auftritt aber verrät ein großes Maß an echtem Frust. Die Türkei hatte Donald Trumps Rückzugsentscheidung aus Syrien begrüßt, schon bald aber folgte der Rückzug vom Rückzug, und dann stellte Bolton auch noch eine aus türkischer Sicht unmögliche Bedingung: Ankara müsse Schutzgarantien für kurdische Kämpfer geben. Für die Türkei aber ist die YPG-Miliz eine Terrortruppe; sie zu schützen, verstößt gegen die Staatsräson.

Das Resultat ist ein Patt: Die Türkei droht mit dem baldigen Einmarsch in Syrien, dort aber stehen noch die Amerikaner. Die wiederum wollen erst raus, wenn sie Garantien haben, die sie nicht bekommen werden. Der syrische Knoten hat sich kein bisschen gelockert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: