Türkei:Deutscher Pilger aus türkischer Haft entlassen

Prozess gegen 23 Offiziere in der Türkei

Das Gefängnis in Silivri in der Nähe von Istanbul, eines der bekanntesten der Türkei. Hier sitzt Deniz Yücel ein.

(Foto: dpa)
  • Der Schweriner war auf seiner Pilgerreise im Februar 2017 in der osttürkischen Stadt Antakya festgenommen worden.
  • Seitdem saß er in Abschiebehaft, ohne dass strafrechtliche Vorwürfe bekannt gewesen seien.
  • Nach der Journalistin Tolu ist es die zweite Freilassung eines deutschen Staatsbürgers aus türkischer Haft innerhalb einer Woche.

Der nach monatelanger Haft in der Türkei freigelassene Deutsche David B. ist wieder zurück in seiner Heimat: Der 55-Jährige traf am Donnerstagabend am Hamburger Flughafen ein. Der NDR zeigte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie der aus Schwerin stammende B. bei der Ankunft von Familienmitgliedern in die Arme genommen wird.

Der Deutsche war der Welt zufolge im April in der osttürkischen Stadt Antakya festgenommen worden und in Abschiebehaft gekommen. B. hatte demnach den Plan, von Schwerin nach Jerusalem zu pilgern - zu Fuß und ohne Geld. Er habe damit ein Friedenszeichen setzen wollen. Im November vergangenen Jahres war er losgegangen, Anfang Februar hatte er die Türkei erreicht und sich weiter in Richtung Syrien aufgemacht. Kurz vor der Grenze sei er mehrfach kontrolliert und schließlich festgenommen worden. Statt nach Jerusalem zu kommen, habe er bis Donnerstagmorgen im Abschiebegefängnis in Aşkale gesessen, in der türkischen Provinz Erzurum. Strafrechtliche Vorwürfe seien bis zuletzt nicht bekannt gewesen.

Es ist die zweite Freilassung deutscher Staatsbürger in der Türkei in dieser Woche. Erst am Montag war die Journalistin Meşale Tolu nach siebenmonatiger Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Ihr wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Sie darf die Türkei allerdings nicht verlassen, ihr Prozess wird im April 2018 fortgesetzt.

Der Soziologe Sharo Garip, der wegen der Unterzeichnung eines Appells von Akademikern für Frieden in Südostanatolien mit einer Ausreisesperre belegt wurde, will bald nach Deutschland zurückkehren. Sein Ausreiseverbot war kurz nach Tolus Freilassung aufgehoben worden.

Außenminister Sigmar Gabriel äußerte sich erleichtert über die Freilassung des Pilgers. "Damit sind Monate der Ungewissheit und des Wartens in türkischer Abschiebehaft endlich vorbei. Für mich ist seine Ausreise nach Deutschland ein weiteres positives Signal", erklärte der SPD-Politiker. Gabriel wies darauf hin, dass in der Türkei jetzt sechs Menschen aus den Gefängnissen entlassen worden seien oder ausreisen durften. "Entscheidungen wie diese machen Hoffnung darauf, dass wir Schritt für Schritt wieder Vertruaen aufbauen und das bilaterale Verhältnis entkrampfen können." Deshalb habe er mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu vereinbart, die gemeinsamen Gespräche fortzusetzen, teilte Gabriel weiter mit.

Nach der Freilassung von David B. und Meşale Tolu sitzen nun noch mindestens sieben Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei hinter Gittern, darunter der Welt-Korrespondent Deniz Yücel.

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