Türkei:Ankara bestellt deutschen Botschafter ein

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Erdoğan schimpft über die Behandlung einer AKP-Abgeordneten am Flughafen Köln. (Foto: AP)
  • Die Vize-Parlamentspräsidentin sei wegen eines Passproblems eine Stunde lang am Flughafen Köln/Bonn festgehalten worden.
  • Ihr Ersatzpass enthielt der Bundespolizei zufolge kein Visum.
  • Der türkische Präsident droht in Richtung Deutschland: "Sollten wir jetzt nicht dasselbe tun?"

Aus Verärgerung über die "schlechte Behandlung" der stellvertretenden türkischen Parlamentspräsidentin am Flughafen Köln/Bonn hat die Türkei den deutschen Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, einbestellt. Dort sei der Botschafter über das "Unbehagen" der Türkei wegen des Vorfalls informiert worden, sagte ein diplomatischer Vertreter in Ankara. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass Erdmann wegen eines "konsularischen Einzelfalls" ins türkische Außenministerium gebeten wurde.

Die Vize-Parlamentspräsidentin Ayşe Nur Bahçekapılı war nach eigenen Angaben am Montag wegen eines Passproblems eine Stunde lang am Flughafen Köln/Bonn von der Polizei festgehalten worden. Sie sagte der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, sie sei von den Behörden schlecht behandelt worden. So hätte sie in einem Raum mit illegalen Einwanderern warten müssen.

Das Konsulat bestätigte den Diplomatenstatus der Abgeordneten

Nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan war der AKP-Abgeordneten zuvor die Handtasche mit allen ihren Papieren gestohlen worden, und deshalb habe sie beim Konsulat einen Ersatzpass erhalten. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte dazu dem Kölner Express, der Notpass habe kein Visum enthalten, deshalb sei Bahçekapılı in den Diensträumen der Bundespolizei überprüft worden. Nach Absprache mit dem Konsulat, das ihren Diplomatenstatus bestätigte, habe sie ausreisen dürfen.

Erdoğan reagierte mit scharfer Kritik an den deutschen Behörden. "Ihr nehmt Terroristen auf und heißt sie willkommen. Aber Ihr lasst die Vize-Parlamentspräsidentin dieses Landes und ihre Delegation stundenlang warten. Sollten wir jetzt nicht dasselbe tun?", sagte er in einer Rede in Ankara.

Seit den Massenfestnahmen und -entlassungen infolge des Putsches am 15. Juli in der Türkei sind die Beziehungen zwischen Berlin und Ankara angespannt. Während die Bundesregierung die Wahrung rechtsstaatlicher Grundsätze anmahnte, wirft Ankara Deutschland unter anderem vor, Mitglieder der kurdischen Terrororganisation PKK zu beherbergen.

© SZ.de/AFP/dayk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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