Trumps Außenministerkandidat:Bei Mike Pompeo schalten die US-Demokraten auf stur

Mike Pompeo

Mike Pompeo bei seiner Nominierungsanhörung vor dem Auswärtigen Ausschuss des US-Senats.

(Foto: dpa)
  • Das Weiße Haus versucht, eine peinliche Niederlage abzuwenden: die Ablehnung des nominierten Außenministers Mike Pompeo durch den Senatsausschuss.
  • Dessen Empfehlung ist für die Abstimmung im Senat selbst zwar nicht bindend, aber von großer Symbolkraft.
  • Ex-Außenminister Kissinger warnt, dass eine fehlende Empfehlung Pompeo in seinem Amt schwächen würde.

Von Alan Cassidy, Washington

Die Ostertage verbrachte Mike Pompeo in Nordkorea. Er traf dort Kim Jong-un zum Gespräch, die Angelegenheit war so geheim, dass selbst im schwatzhaften Washington niemand davon erfuhr - bis vergangene Woche die Washington Post darüber schrieb. Und allen war rasch klar, dass das Weiße Haus selbst die Nachricht von Pompeos Besuch in Nordkorea hatte durchsickern lassen. Die Botschaft dahinter: Seht her, da ist einer schon ganz tief in der Krisendiplomatie drin.

Gerichtet war diese vor allem an die zehn Demokraten im außenpolitischen Ausschuss des Senats. Dieser entscheidet diese Woche über eine Empfehlung, ob der Senat den bisherigen CIA-Direktor Pompeo als neuen Außenminister bestätigen soll. Die Empfehlung ist nicht bindend, aber von großer Symbolkraft. Noch nie hat sich der Ausschuss gegen einen vom Präsidenten nominierten Außenminister ausgesprochen. Doch genau danach sieht es derzeit aus.

Das Weiße Haus versuchte deshalb in den vergangenen Tagen auf verschiedene Weise, eine peinliche Niederlage abzuwenden. Dazu bräuchte es eigentlich auch gar nicht viel. Spräche sich nur ein Demokrat - oder aber doch der Republikaner Rand Paul, der in solchen Fragen oft gegen die eigene Partei stimmt - im Ausschuss für Pompeo aus, hätte er dort eine Mehrheit. Doch die Demokraten machen bei der Personalie Pompeo das, was sie sonst immer den Republikanern vorhalten: Sie schalten auf stur.

Deshalb funktionierte auch das Leck mit der Nordkorea-Reise nicht wirklich. Statt in Pompeo bereits einen Staatsmann zu sehen, reagierten die Demokraten im Ausschuss beleidigt. Er erwarte ja nicht, dass Diplomatie öffentlich ausgetragen werde, sagte Robert Menendez, der ranghöchste Außenpolitiker der Partei. Aber wenigstens im privaten Gespräch hätte Pompeo ihn über den Besuch in Pjöngjang informieren sollen.

Wirkungslos bleibt wohl auch der Aufruf von Ex-Außenminister Henry Kissinger, der in vom Weißen Haus organisierten Interviews davor warnte, dass eine fehlende Empfehlung des Ausschusses Pompeo "verwunden" werde, weil es seinen innenpolitischen Rückhalt untergrabe und ihn so in seinem künftigen Amt schwäche. Und wirkungslos blieben allem Anschein nach auch Pompeos eigene Versuche, die Senatoren in Einzelgesprächen zu überzeugen.

Pompeo zeigt sich bemüht

Dabei hatte sich der Republikaner bereits in seiner Anhörung Mitte April Mühe gegeben, das Richtige zu sagen. Er versprach, die vielen offenen Stellen rasch zu besetzen und sich gegen Budgetkürzungen zu wehren. Er gelobte, mit den Karrierediplomaten im State Department zusammenzuarbeiten. Und er betonte, dass er den Einsatz für Menschenrechte und Demokratie für eine wichtige Aufgabe der USA halte: "Wir sollten amerikanische Werte überall verteidigen, wo wir hingehen."

All dies hörte man im State Department gerne - weil Pompeo damit ganz anders klang als der gefeuerte Rex Tillerson. Hunderte Diplomaten und Beamte wurden in dessen Amtszeit entlassen oder quittierten den Dienst. Noch immer sind wichtige Botschaften ohne Leitung. Die Moral der Angestellten, heißt es, sei am Boden. Der Eindruck dort ist: Egal, wer jetzt kommt, es kann nur besser werden.

Der Vorwurf: zu wenig unabhängig von Trump

Darüber hinaus schlug Pompeo auch bei den Themen Iran und Nordkorea einen milderen Ton an, als er das noch als Abgeordneter im Kongress getan hatte. Seinen Ruf als Falke habe er zu Unrecht, sagte er, er werde immer zuerst die Diplomatie hochhalten.

Die demokratischen Senatoren überzeugte er damit nicht - oder vielleicht waren ihre Meinungen einfach auch schon längst gemacht. 698 Fragen hatte alleine Robert Menendez an Pompeo geschickt. Ob ihn die Antworten interessierten, war nicht klar. Die Argumente der Demokraten gegen Pompeo waren vor und nach den Hearings die gleichen. Der designierte Außenminister sei nicht unabhängig genug von Donald Trump. Und: Er habe zwar die CIA gut geführt, aber für den Posten des Chefdiplomaten reiche das nicht.

Das ist selbst für die linksliberale, sehr regierungskritische Washington Post ein wenig zu durchsichtig. In einem Leitartikel forderte die Zeitung die Demokraten auf, Pompeo zu bestätigen. Das Chaos in der Regierung sei auch so schon groß genug, die Gefahren für das Land angesichts der vielen Krisenherde real.

Beruhigen wird Pompeo, dass er auch ohne Empfehlung des Senatsausschusses als Außenminister bestätigt werden dürfte, wenn im Plenum mindestens ein Demokrat für ihn stimmt. In Heidi Heitkamp aus North Dakota hat ihm bereits eine Demokratin die Unterstützung zugesagt, weitere Senatoren aus konservativen Bundesstaaten könnten folgen.

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