Süddeutsche Zeitung

Trump-Vertraute vor Gericht:Jetzt wird es eng für Trump

Sein Ex-Wahlkampfmanager Manafort wird in acht von 18 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Sein ehemaliger persönlicher Anwalt Cohen bekennt sich schuldig - und belastet den US-Präsidenten. Sonderermittler Mueller hat ganze Arbeit geleistet.

Kommentar von Thorsten Denkler, New York

Es ist ein schwarzer Tag für US-Präsident Donald Trump, auch wenn er das nicht wahrhaben will. An diesem Dienstag hat eine Geschworenen-Jury Trumps ehemaligen Wahlkampf-Manager Paul Manafort in acht von 18 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Und Trumps ehemaliger persönlicher Anwalt, Michael Cohen, hat sich in einem weiteren Verfahren schuldig bekannt, gegen Gesetze verstoßen zu haben, die die Finanzierung von Wahlkämpfen regeln.

Beide Verfahren gehen auf Erkenntnisse zurück, die Robert Mueller zusammengetragen hat, der Sonderermittler in der Russland-Affäre. Und genau das ist der Punkt, an dem die Sache anfängt, für Trump haarig zu werden.

Seit Wochen vergeht praktisch kein Tag, an dem Trump nicht Mueller und sein Team verunglimpft, sie als Schande für das Land bezeichnet, sämtliche Ermittlungen als Hexenjagd gegen ihn abstempelt. Immer wieder behauptet er, es sei nichts dran an den Verdächtigungen.

Weder er noch seine Leute hätten je mit Russland kollaboriert oder auch nur kooperiert, um den Wahlkampf 2016 zu gewinnen. Und er habe auch nie versucht, die Ermittlungen zu behindern. Dabei gab unter anderem die Entlassung von FBI-Chef James Comey Anlass, das Gegenteil anzunehmen.

Es ist aber nicht die Arbeit von Robert Mueller, die eine Schande für das amerikanische Volk ist. Es ist Donald Trump, der eine Schande ist für die Vereinigten Staaten von Amerika. Es ist an der Zeit, dass die republikanische Partei diesem Mann das Vertrauen entzieht. Belege, dass Trump der falsche Mann im Amt ist, hat er genug geliefert. Wenn die republikanische Partei aber gerichtsfeste Beweise sucht, dann gibt es einen, der sie liefern wird, wenn es sie gibt: Robert Mueller.

Mueller ermittelt - offiziell zumindest - gar nicht gegen Trump selbst. Aber die Verfahren gegen Manafort und Cohen haben gezeigt, wie tief Mueller gräbt. Und dass das, was er ans Licht bringt, zumindest genug Substanz hat, um zwei von Trumps engsten (Ex-)Vertrauten ins Gefängnis zu bringen.

Manafort war für Mueller nur so etwas wie ein Aufwärmprogramm. Seine Vergehen stammen aus der Zeit vor seiner Tätigkeit als Trumps Wahlkampfmanager. Noch ist das Ausmaß der Strafe nicht klar. Aber es wird vermutet, dass Manafort bis zu zehn Jahre hinter Gittern verbringen muss, weil er Steuern hinterzogen und betrügerische Bankgeschäfte abgewickelt hat.

Es ist an der Zeit, dass die Republikaner Trump endlich fallen lassen

Ins Visier von Mueller kam Manafort nur, weil er erstaunlich gute Kontakte zu pro-russischen Offiziellen in der Ukraine hatte. Auf Manafort kommt deswegen im September noch ein zweites Verfahren zu. Dann wird es darum gehen, ob und wofür er Geld aus Russland bekommen hat. Danach wird klarer sein, ob er seine Kontakte für Trumps Kampagne nutzte.

Der Fall Cohen ist deutlich unangenehmer für Trump. Er hat sich für eine Angelegenheit schuldig bekannt, in der er direkt für Trump tätig war. Nämlich die Zahlung von 130 000 Dollar Schweigegeld an den Porno-Star Stephanie Clifford alias Stormy Daniels. Das Gesetz brach er, weil die Zahlung kurz vor der Wahl 2016 erfolgte. Also offensichtlich, um Trumps Kandidatur nicht zu gefährden. Darum der Vorwurf der verdeckten Wahlkampf-Finanzierung.

Schlimmer noch für Trump: Cohen hat jetzt ausgesagt, er habe im Auftrag von Trump gehandelt. Und das nicht nur einmal. Cohens Anwalt Lanny Davis sagte dazu, sein Mandant habe unter Eid ausgesagt, dass Donald Trump ihn zu einem Verbrechen angestiftet habe, "in dem er zwei Frauen bezahlte mit dem wichtigsten Zweck, eine Wahl zu beeinflussen". Auf Cohen hätten ohne den Deal mehrere Jahrzehnte Gefängnis gewartet. Jetzt könnte das Strafmaß auf bis zu drei Jahre sinken.

Die für Trump höchst unangenehme Frage, die sich daran anschließt, stellt Davis selbst: "Wenn diese Zahlungen für Michael Cohen ein Verbrechen waren, warum wären sie kein Verbrechen für Donald Trump?"

Da hat Davis völlig recht. Wenn Mueller einen Beweis hat, dass Trump der Anstifter war, dann schützt ihn im Moment wohl nur die Immunität, die das Präsidentenamt ihm verleiht, vor dem Gefängnis.

Trump hat immer wieder behauptet, weder mit Daniels eine Affäre gehabt zu haben, noch ihr Geld gezahlt zu haben. Allerdings hat Cohen viele Gespräche mit Trump auf Band aufgezeichnet. Und als die Ermittler vor wenigen Monaten die Arbeits- und Privaträume von Cohen durchsucht haben, dürften eine Reihe dieser Bänder in die Hände der Ermittlungsbehörden gelangt sein.

Erst vergangenen Monat hat Cohens Anwalt eines der Bänder öffentlich gemacht. Darauf tauschen sich Cohen und Trump im Sommer 2016 darüber aus, ob Trump die Rechte an der Geschichte eines Playboy-Models namens Karen McDougal kaufen soll.

Auch McDougal behauptet, vor zehn Jahren mit Trump eine Affäre gehabt zu haben. Auf dem Mitschnitt klingt keiner von beiden so, als würde er solch delikate Dinge zum ersten Mal besprechen. Und tatsächlich seien in der Folge und ebenfalls noch vor der Wahl 2016 genau 150 000 Dollar an McDougal geflossen, sagte Cohen vor Gericht aus.

Trump bleibt dabei: Das gehe ihn alles nichts an, er habe keine Kenntnis. Selbst die Tatsache, dass Trump seinem Anwalt Cohen nachweislich die Zahlung an Daniels erstattet hat, ist für Trump kein Grund, Reue zu zeigen. Er habe nicht gewusst, wofür genau das Geld gewesen sei.

Trumps Glaubwürdigkeit aber ist spätestens jetzt nur noch etwas, an das allein hart gesottene Anhänger glauben können.

Cohen war nicht irgendwer für Trump. Er war seine rechte Hand, sein "Fixer". Cohen hatte mal gesagt, er würde sich für Trump eine Kugel einfangen. Er hat damals nicht geahnt, dass es Trump sein würde, der eine Kugel abfeuert, in dem er ihn zu einer Straftat anstiftet.

Diese Zeiten sind jetzt vorbei. Je tiefer Cohen in die Mueller-Ermittlungen verwickelt wurde, und je klarer wurde, dass er nicht ungeschoren davonkommen würde, desto deutlicher distanzierten sich Trump und sein Umfeld von Cohen. Trump ließ Cohen schlicht fallen, als er ihm nicht mehr nützlich sein konnte. Jetzt hat auch Cohen ihn fallengelassen.

Seine Familie, sein Land seien im jetzt wichtiger als Trump, hat der Anwalt kürzlich gesagt. Es wäre gut, wenn auch andere das endlich so sehen würden.

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