US-Wahl 2020:Trump ist der Spendenkönig

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Im Kampf um Spendengeld ist Trump in seinem politischen Lager quasi konkurrenzlos.. (Foto: AP)

Für seine Wiederwahl nimmt der US-Präsident Geld von jedem, die meisten demokratischen Kandidaten haben strengere Kriterien. Die sechs Top-Spendensammler im Überblick.

Von Thorsten Denkler, New York

Bis Montag mussten alle Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl 2020 ihre Spendeneinnahmen in den ersten drei Monaten des Jahres an die Bundeswahlbehörde übermitteln. Am Dienstag hat die Behörde die Daten veröffentlicht. Der Spendeneingang ist ein gutes Indiz für die Erfolgsaussichten der Kandidaten, wenn auch nicht das einzige. Bis zur Wahl im November kommenden Jahres ist es noch etwas hin, da kann viel passieren. Aber erste Trends sind erkennbar. Die Spenden-Performance der demokratischen Kandidaten etwa ist gut, aber nicht herausragend. Wir stellen die sechs Kandidaten mit derzeit den besten Chancen vor - inklusive des US-Präsidenten:

Donald Trump

Der amtierende Präsident hat einen entscheidenden Vorteil, er hat in der republikanischen Partei bislang nur einen Gegenkandidaten: den früheren Gouverneur und erklärten Trump-Gegner Bill Weld. Dem werden allerdings nur Außenseiterchancen in den Vorwahlen eingeräumt. Im Kampf um Spendengeld ist Trump in seinem politischen Lager damit quasi konkurrenzlos. Seine Kampagne sammelte schon 39 Millionen Dollar in den ersten drei Monaten des Jahres ein.

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Trump hat aber einen weiteren Vorteil. Anders als die meisten demokratischen Kandidaten sammelt er nicht erst seit Jahresanfang. Seine Wiederwahlkampagne hat ihre Arbeit mit seinem Amtsantritt aufgenommen. So hat er insgesamt bereits 168 Millionen Dollar zusammenbekommen - mehr als jeder Präsident vor ihm zu diesem Zeitpunkt. Die meisten demokratischen Kandidaten setzen vor allem auf Kleinspenden normaler Bürger. Trump nimmt, was er kriegen kann. Er hat es aber auch geschafft, dass von seinen Fans ein stetiger Spenden-Strom von Kleinbeträgen unter je 200 Dollar auf seinen Kampagnen-Konten landet. Gut die Hälfte seiner Einnahmen stammt daher.

Allerdings geben Trumps Leute auch viel Geld aus: in den ersten drei Monaten des Jahres 47,5 Millionen Dollar, also mehr, als sie eingenommen haben. Viel Geld fließt schon jetzt in TV-, Radio- und Internet-Werbung. Auch seine regelmäßigen Wahlkampfveranstaltungen kosten reichlich Geld. Und natürlich die vielen Mitarbeiter. Ein bisschen Geld fließt auch zurück in Trumps Taschen. 214 944 Dollar gingen etwa an Trumps Golf-Hotel Mar-a-Lago in Florida.

Bernie Sanders

Der 76-jährige Senator aus Vermont führt das wachsende Feld der demokratischen Bewerber in Umfragen deutlich an. Vor ihm liegt Joe Biden, Vizepräsident unter Barack Obama, der aber seine Kandidatur noch gar nicht verkündet hat. Sanders' Spendeneinnahmen sind deutlich höher als die aller anderen Kandidaten der Demokraten. Obwohl er erst Mitte Februar gestartet ist. 18,2 Millionen Dollar hat seine Kampagne im ersten Quartal eingenommen. Mit 74 Prozent kann Sanders den mit Abstand höchsten Anteil an Kleinspenden unter 200 Dollar verbuchen. Geld von sogenannten PACs nimmt er nicht an. Das sind von Unternehmen und Konzernen mit Geld vollgepumpte Wahlhilfevereine, die zuweilen zweifelhafte politische Ziele ihrer Spender fördern sollen.

Sanders hat es geschafft, durch seine Kampagne 2016 viele Anhänger an sich zu binden - und neue zu gewinnen. Sanders, der 2015 als belächelter Außenseiter in den Wahlkampf eingestiegen war, wurde Hillary Clinton so gefährlich, dass das demokratische Establishment mit Tricks arbeiten musste, um Clinton eine klare Mehrheit auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten Ende Juli 2016 zu sichern. Es sind vor allem junge Amerikaner, die Sanders folgen, weil sie für sich erkannt haben, dass die Sozialsysteme in den USA ungerecht und kaputt seien.

Seine Zielgruppe ist anders gefasst: Es sind die Menschen mit mittleren bis unteren oder gar keinem Einkommen, denen er Hoffnung auf ein Leben in Würde geben will. Und die womöglich 2016 Trump gewählt haben. Der US-Präsident musste jetzt gar miterleben, wie Sanders auf seinem Lieblingssender Fox News eine Stunde Rede und Antwort stand. Es hat ihm offenbar nicht gefallen.

Kamala Harris

Die Senatorin aus Kalifornien wirbt für sich als joyful warrior, als fröhliche Kriegerin. Sie hat es in ihrer kurzen Zeit im Senat geschafft, nationale Aufmerksamkeit zu erregen - vor allem mit intensiven und entblößenden Befragungen von Ministern und hohen Amtsträgern der Trump-Regierung. Sie steht derzeit auf Rang drei der Spendenrangliste. Zwölf Millionen Dollar sammelte sie. Einiges von dem Geld stammt von Tech-Giganten wie dem früheren Facebook-Manager Alex Stamos oder von Schauspielern wie Ben Affleck oder Elizabeth Banks. Der Anteil an Kleinspenden liegt bei gut einem Drittel. Die frühere Staatsanwältin hat außerdem Hundertausende Dollar von Mitarbeitern großer Anwaltskanzleien bekommen.

Beto O'Rourke

Der Texaner hat die Demokraten im vergangenen Jahr davon träumen lassen, nach sehr langer Zeit wieder einen Senatssitz in Texas zu gewinnen. Er hat nur knapp verloren, aber das ganze Land mit seinem Wahlkampf elektrisiert. Jetzt will er ins Weiße Haus, und es läuft nicht schlecht für ihn. Neun Millionen Dollar sammelte er im ersten Quartal. Obwohl er erst Mitte März seine Kandidatur erklärt hat, einen Monat nach Bernie Sanders. Sein Erfolg ist allerdings schwer zu erklären. Er ist kein besonders charismatischer Redner. Und inhaltlich bleibt er lieber vage. Das Online-Magazin Politico titelte kürzlich: " Die große idee? Beto hat keine."

Pete Buttigieg

Der Bürgermeister der 100 000-Einwohner Stadt South Bend in Indiana hätte sich wohl kaum träumen lassen, dass er nach kurzer Zeit im Rennen schon gestandene Senatoren wie Elizabeth Warren, Amy Klobucher und Cory Booker hinter sich lassen würde. Aus dem Stand sammelte er 7,1 Millionen Dollar. Buttigieg ist mit 37 Jahren der jüngste Kandidat im Rennen, das macht ihn interessant. Er ist schwul, gläubig, Ex-Soldat, eher links und er spricht offen über alle politischen Themen. In einem konservativen Bundestaat wie Indiana, aus dem auch Vizepräsident Mike Pence stammt, dessen homophobe Ansichten gut dokumentiert sind. Buttigieg tingelt jetzt neben seinem Bürgermeisterjob durch die Talkshows der Nation und wurde auch schon auf Fox News gesehen.

Elizabeth Warren

Manche sagen, die Senatorin könnte deutlich weiter vorne liegen. Wenn sie es sich nicht selbst schwer machen würde. Sechs Millionen Dollar sammelte sie im ersten Quartal. Nur, sagen manche. Warren verzichtet nämlich nicht nur auf das Geld von PACs. Sie weigert sich auch, großen Privatspendern entgegenzukommen. Zumindest im Vorwahlkampf gelten in ihrer Kampagne diese Regeln: Keine privaten Dinner gegen Geld, keinen Auftritte auf Spendengalas zu ihren Gunsten. Keine Auftritte vor potentiellen Gönnern, die auskundschaften, welche Kandidaten zu ihnen passen könnten. Die können ihr alle Geld geben, aber eine bevorzugte Behandlung bekommen sie nicht. In einem internen Streit über diese Strategie hat Warren sogar ihren Finanzchef verloren. Sie stellt sich lieber in kleine Wohnzimmer vor ein Dutzend Unterstützer und hält dort ihre Wahlkampfreden. Sie findet, es sollte nur um Inhalte und Konzepte gehen. Das findet allerdings Bernie Sanders auch, der mit ihr um die gleichen Wählerschichten kämpft. Und der liegt deutlich vor ihr.

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