USA:Bin Ladin unterstützt Trump

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Noor bin Ladin ist die Nichte von Osama bin Laden. Als ihr Onkel die Twin Towers in New York und das Pentagon in Washington attackieren ließ, war sie 14 und am Boden zerstört (Foto: David M. Benett/Getty Images)

Eine Nichte des früheren Al-Qaida-Chefs warnt vor "einem zweiten 11. September", falls Biden zum Präsidenten gewählt werde. Die Wiederwahl Trumps sei lebenswichtig für die westliche Welt.

Von Moritz Baumstieger, München

Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Das gilt für jene, deren Onkel irgendwie zum mächtigsten Mann der Welt wurde, das gilt ebenso für Menschen, deren Onkel bis zu seinem Tod die Rolle des Erzschurken auf diesem Planeten ausfüllte. In seiner politischen Meinung ist der Mensch jedoch zumindest in demokratisch regierten Staaten dieser Welt frei - und so ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass es innerhalb der meisten Familien verschiedene Ansichten gibt.

Je nachdem, wie prominent der Familienname ist, wird aus dieser eigentlich banalen Erkenntnis eine Nachricht - etwa, wenn Mary Trump, die Nichte des US-Präsidenten Donald, ihren Onkel als " Soziopathen" bezeichnet und die Nation davor warnt, ihn mit noch einer weiteren Amtszeit als Präsident zu bedenken.

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Das Weiße Haus spricht von "schönen historischen Stücken", die der Präsident in die USA gebracht habe. Mindestens eines der Werke war jedoch eine Nachbildung. Und das Original lagerte nicht weit vom Weißen Haus entfernt.

Auch Noor bin Ladin hat einen Familiennamen, der ihren Aussagen automatisch Aufmerksamkeit verschafft - auch wenn ihr Vater Yeslam seinen Nachnamen in lateinischen Buchstaben schon immer mit einem "i" am Ende schrieb und nicht mit einem "e", so wie sein jüngerer Halbbruder Osama bin Laden, der bis zu seinem Tod 2011 Chef der Terrororganisation al-Qaida war.

Bin Ladin: Wiederwahl Trumps ist lebenswichtig für die USA und die westliche Welt

Noor bin Ladin mischt sich nun ebenfalls in den US-Präsidentschaftswahlkampf ein, kommt in Sachen Wahlempfehlung aber zu einem diametral anders gelagerten Schluss als Mary, die Trump-Nichte: Kurz vor dem Jahrestag der verheerenden Al-Qaida-Anschläge von New York und Washington warnt die 33-Jährige in einem Interview mit dem US-Revolverblatt New York Post vor "einem zweiten 11. September", falls Joe Biden im November zum Präsidenten gewählt werde.

Deshalb sei sie für eine zweite Amtszeit Trumps, den sie unterstütze, seit er Anfang 2015 bekannt gab, das höchste Amt in den USA anzustreben. "Trump hat gezeigt, dass er Amerika und uns vor ausländischen Bedrohungen schützt, indem er die Terroristen an der Wurzel auslöscht, bevor sie eine Chance haben zuzuschlagen", sagt sie. Eine Wiederwahl des Amtsinhabers sei lebenswichtig nicht nur für Amerika, so die Nichte des Mannes, der unter Barack Obama in seinem Versteck in Pakistan aufgespürt und getötet wurde, sondern für die westliche Zivilisation als Ganze.

Die über die Landesgrenzen der USA hinausweisende Erwähnung der westlichen Wertegemeinschaft kommt nicht von ungefähr: Noor bin Ladin ist zwar stolze Besitzerin einer ikonischen "Make America Great Again"-Baseballkappe, nennt aber keinen amerikanischen Pass ihr eigen: Sie ist Eidgenossin, in Genf geboren und aufgewachsen, wo ihr Vater als Geschäftsmann tätig und mit einer Schweizerin verheiratet war, die später in einer langen Serie von Prozessen zu verhindern wusste, dass Noor und ihre Schwestern nach ihrer Trennung von Yeslam bin Ladin in Saudi-Arabien aufwachsen mussten.

Noor bin Ladin teilt eines der bizarrsten Videos der Trump-Kampagne

Noor bin Ladin kleidet sich modern und westlich, an ihre Verwandschaft mit Osama erinnert höchstens die langgezogene, feine Nase, wenn man die Bilder nebeneinander legt. Als ihr Onkel die Twin Towers in New York und das Pentagon in Washington attackieren ließ, war sie 14 und am Boden zerstört. Seit sie drei Jahre alt gewesen sei, sei sie mit der Mutter mehrmals im Jahr in die Staaten geflogen, sagt sie, "ich betrachtete die USA als meine zweite Heimat." Deshalb fühle sie sich schon immer als "Amerikanerin der Herzen", sagt Noor bin Ladin - was sie auf ihrem Twitterprofil mit einer interessanten Illustration verdeutlicht: Das Matterhorn erhebt sich dort in das Dunkel der Nacht und während am Himmel Sterne funkeln, leuchten auf dem Fels die Stars und Stripes der US-Flagge.

Bei dem Kurznachrichtendienst trommelt Bin Ladin schon länger für den US-Präsidenten und teilte hier auch eines von dessen bizarrsten Kampagnen-Videos: Donald Trump Senior wird darin von seinem Sohn Donald Trump Junior interviewt, der Präsidentensohn erzählt dem Vater von einem Fund aus den Unterlagen, die beim Sturm auf Osama bin Ladens Residenz in Pakistan sichergestellt worden seien.

Der Terrorfürst habe demnach geplant, Präsident Obama ermorden zu lassen - weil dessen Vizepräsident Biden, der im Todesfall des Präsidenten die Amtsgeschäfte übernommen hätte, so "grausam inkompetent" sei, dass der als Nachfolger die USA zugrunde richten würde. Vater Trump gibt gleich einen Wahlwerbespot in Auftrag, Sohn und Vater sind sichtlich mit sich zufrieden - und im Gegensatz zu Mary Trump und Noor bin Ladin auch mit ihrer Verwandtschaft.

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