Trump und die Medien:Trump gegen den vermummten Informanten

President Trump Speaks At The Conservative Political Action Conference

Donald Trump ärgert sich über die Presse.

(Foto: Bloomberg)

Der US-Präsident stellt ein heiliges Prinzip des Journalismus in Frage: den Quellenschutz. Er scheint zu ahnen, dass ihm ein neuer Deep Throat zum Verhängnis werden könnte.

Kommentar von Nicolas Richter

Das Geheimnis von gutem Journalismus ist es, dass er Geheimnisse bewahren kann: die Namen seiner Informanten. Ohne den Zuträger "Deep Throat" hätten die Reporter der Washington Post vermutlich nie herausgefunden, wie tief das Weiße Haus in den Watergate-Skandal verstrickt war. Deep Throat führte sie auf die Spur, weil er wusste, dass sie ihn nie verraten würden. Journalisten stehen im Dienste der Öffentlichkeit, aber sie können nicht alles veröffentlichen.

US-Präsident Donald Trump verlangt jetzt, dass Journalisten eine Quelle nur dann anzapfen dürfen, wenn sie deren Namen nennen. Trump greift damit ein Prinzip an, das dem Journalismus so heilig ist wie sonst nichts. Ohne Vertrauen zwischen Informant und Reporter ist Recherchieren unmöglich, ohne glaubwürdigen Quellenschutz hätte es Enthüllungen wie Watergate, die Panama Papers oder Berichte über die Russlandkontakte des früheren Nationalen Sicherheitsberaters von Trump, Michael Flynn, nie gegeben.

Für Leser, Zuhörer und Zuschauer freilich ist es oft frustrierend, die Quelle nicht zu kennen. Schließlich bleibt eine der spannendsten Fragen - wem nutzt das? - ohne Antwort. Im Schutze der Anonymität macht es sich da jemand in "Regierungskreisen" bequem, bringt andere in Verlegenheit, ohne sich je dafür rechtfertigen zu müssen. Journalisten müssen dieses Unbehagen ernst nehmen. Allerdings müssen sie auch an das Schicksal jener erinnern, die den Schutz der Anonymität verloren haben und dafür teuer bezahlen mussten. Chelsea Manning, die Militärdokumente an Wikileaks schickte, sitzt in Haft, Edward Snowden, der NSA-Exzesse enthüllte, harrt im russischen Exil aus. Viele andere Whistleblower haben sehr darunter gelitten, dass sie ihrem Gewissen folgten, waren am Ende strafrechtlich verfolgt, finanziell erledigt und gesellschaftlich geächtet.

Journalisten also müssen zwischen den Interessen der Quelle und denen der Öffentlichkeit abwägen. Sie können dies tun, indem sie die Erkenntnisse ihres Informanten überprüfen und indem sie eine Geschichte aus dubioser Quelle schlicht unveröffentlicht lassen.

Keine Kompromisse beim Schutz der Quelle

Wenn es um den Schutz der Quelle selbst geht, sind allerdings keine Kompromisse möglich: Manchmal kann ja schon die kleinste Andeutung, und sei es über das Geschlecht, den Informanten enttarnen.

Donald Trump ist nicht interessiert an gutem Journalismus. Er beurteilt Journalismus allein danach, ob er ihm huldigt oder nicht. Er ärgert sich darüber, dass permanent Vertrauliches aus dem Regierungsapparat sickert, unter anderem zur Affäre um seinen mittlerweile geschassten Berater Flynn.

Trump will dem entgegenwirken, indem er die Medien als Volksfeinde beschimpft, deren Arbeit als Fake News niedermacht oder indem er Reporter aus dem Weißen Haus verbannt. Er will die Medien diskreditieren und potenzielle Informanten im Apparat einschüchtern, die seinen Stil mit Grausen verfolgen. Trump scheint zu ahnen, dass ihm ein neuer Deep Throat zum Verhängnis werden könnte.

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