Trumps neue Sprecherin:Angriff ist ihre Verteidigung

Stephanie Grisham, spokesperson for first lady Melania Trump, waits by a van after her arrival for a U.S. President Donald Trump campaign rally in Orlando

Stephanie Grisham wird ab 1. Juli sowohl Sprecherin der First Lady als auch Sprecherin und Kommunikationsschefin des Weißen Hauses.

(Foto: REUTERS)
  • Stephanie Grisham wird neue Sprecherin von US-Präsident Donald Trump.
  • Sie bleibt auch Sprecherin von First Lady Melania Trump. Ein Job, den ihr Donald Trump nicht leicht gemacht hat.
  • Der US-Präsident ist nicht der erste Skandal-Politiker, für den sie arbeitet.

Von Thorsten Denkler, New York

Um an ihren zweiten Arbeitsplatz zu kommen, muss Stephanie Grisham keinen großen Umweg machen. Statt im Ostflügel des Weißens Haus wird sie ab Juli häufiger im Westflügel sitzen. Und dort die Doppelrolle als Kommunikationschefin und Sprecherin des Weißen Hauses einnehmen. Der Posten des Kommunikationschefs ist seit März vakant, als Bill Shine seinen Rücktritt bekannt gab. Und die derzeitige Sprecherin Sarah Huckabee Sanders will nicht mehr und geht zum Ende des Monats. Die 42-jährige Grisham kehrt damit an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Ohne allerdings ihren bisherigen Job als Sprecherin von First Lady Melania Trump aufzugeben.

In den ersten Monaten der Trump-Präsidentschaft war Grisham unter dem streitbaren Sean Spicer stellvertretende Sprecherin des Weißen Hauses. Dessen erste Amtshandlung: Auf einer Sonderpressekonferenz am 21. Januar 2017 erklärte er - ohne jeden Beleg - die Menge der Zuschauer zu Trumps Amtseinführung am Tag zuvor zum "größten Publikum, dass je eine Amtseinführung mitverfolgt hat. Punkt." Was direkt den Ton setzte, mit der die Trump-Administration künftig der Presse gegenüberzutreten gedachte. "Fake News", die Medien als "Feinde des Volkes", alles bekannt.

Dass es zu Spicer noch eine Steigerung geben kann, beweist seit Sommer 2017 dessen Nachfolgerin Sarah Huckabee Sanders. Gegenüber dem Team von Sonderermittler Robert Mueller musste sie gar einräumen, die Presse belogen zu haben. Im Mai 2017 hatte sie behauptet, "unzählige" FBI-Mitarbeiter hätten ihre gesagt, wie froh sie seien, dass Trump den damaligen FBI-Chef James Comey gefeuert habe. Nein, haben sie nicht.

Trump hat Sanders als seine "Kriegerin" bezeichnet. Eine Kriegerin allerdings, die zunehmend die Konfrontation mit der Presse mied. Die einst täglichen, live übertragenen Pressekonferenzen im Weißen Haus bekamen unter Sanders Seltenheitswert. Zuletzt vergingen Monate zwischen zwei Pressebriefings.

Grisham hat Erfahrung mit skandalgeschüttelten Politikern

Das Weiße Haus ist unter Trump eine ziemliche Herausforderung für Pressesprecher. Trump bestimmt per Tweet, worüber die Welt sprechen soll. Die schiere Menge der Unwahrheiten und falschen Aussagen von Trump übertrifft alles Dagewesene. Grisham aber kennt sich mit solchen Chefs aus. Ihr Handwerk hat sie vor allem im US-Bundesstaat Arizona gelernt. Sie hat dort skandalgeschüttelten republikanischen Politikern gedient. Ihre Erfolgsmethode: Angriff ist die beste Verteidigung.

2014 etwa ging sie aggressiv gegen Medien vor, die behaupteten, ihr damaliger Chef, Justizminister Tom Horne, habe seinen Wahlkampf verbotenerweise aus seinem Büro im Ministerium heraus gesteuert. Als Sprecherin des Repräsentantenhauses von Arizona hat sie 2016 mehreren Journalisten die Akkreditierung entzogen. Angeblich, weil diese sich einem neu eingeführten Hintergrund-Check verweigert hätten. Betroffene Reporter hielten das damals für einen Racheakt, weil Medien aufgedeckt hatten, dass ihr Boss, der damalige republikanische Speaker David Gowan, private Reisen auf Staatskosten unternommen hatte.

Acht Wochen Bezahlung ohne Gegenleistung

2015 stieg Grisham zunächst als unbezahlte ehrenamtliche Kraft in Trumps Präsidentschaftskampagne ein. Ihr damaliger Chef Gowan hat sie allerdings rund um den Wahltag 2016 mindestens acht Wochen lang ohne erkennbare Gegenleistung weiterbezahlt. Der Job öffnete ihr schließlich die Tür ins Weiße Haus.

Grisham genießt das Vertrauen des Präsidenten. Obwohl der ihr den Job als Sprecherin der First Lady nicht gerade einfach gemacht hat. Seine Sex-Affären, seine Exfrauen, alles landete auch auf ihrem Schreibtisch. Einmal warnte Melania Trump davor, andere in sozialen Medien zu beleidigen. Viele lachten da laut auf: Donald Trump gilt im Netz als größter Pöbler unter der Sonne. Grisham klärte die Kritiker auf, dass ihre Chefin einen eigenen Kopf und einen eigenen Charakter habe. Niemand dürfe sie und Donald Trump als eine Person sehen, nur weil sie verheiratet seien. Punkt für sie.

Grisham machte aus der oft stillen und mit ihrer Situation hochgradig unzufrieden wirkenden Frau von Trump eine Anwältin benachteiligter Kinder, die sich gegen ihren erratischen Mann zur Wehr zu setzen weiß.

Als Mira Ricardel, eine stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin des US-Präsidenten, nicht aufhören wollte, sich über Mitarbeiterinnen von Melania Trump lustig zu machen, da beendete Grisham deren Karriere mit einem Satz. "Es ist die Auffassung des Büros der First Lady, dass sie die Ehre, im Weißen Haus zu dienen, nicht länger verdient", schrieb sie an Journalisten. Donald Trump musste Ricardel feuern.

Gemessen an der Berichterstattung über Melania Trump hat Grisham in ihrem Job einiges richtig gemacht. Eine Zeitlang schien es wichtig zu sein, was die First Lady zu welchem Anlass trug und ob die Garderobe dem Anlass angemessen war. Grisham kämpfte dafür, dass sich die Presse doch lieber an dem abarbeiten soll, was Melania Trump macht. Nicht daran, was sie trägt. Mit Grisham sind allerdings auch modische Ausfälle seltener geworden. Sie scheint Melania Trump eine gute Ratgeberin zu sein.

Es wird erwartet, dass Grisham auch in der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung des Weißen Hauses einiges verändern wird. Manche hoffen, dass mit ihr die täglichen Pressekonferenzen zurückkehren werden. Vielleicht wird auch der Ton etwas weniger feindselig als unter Sanders und Spicer.

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