Freitag ist es im Weißen Haus zu einem beispiellosen Eklat gekommen. Vor laufenden TV-Kameras streiten sich live Wolodomir Selenskij, US-Präsident Donald Trump und US-Vizepräsident J. D. Vance. Die Amerikaner nennen das ukrainische Staatsoberhaupt respektlos und undankbar. Selenskij provoziere mit seinem Verhalten einen Dritten Weltkrieg. Die Pressekonferenz wird abgesagt, Selenskij reist ab, ohne das geplante Abkommen zu unterzeichnen.
Trump schließt aus, direkt wieder Gespräche aufnehmen zu wollen. Wenn Selenskij nicht einlenke, dann müsse die Ukraine eben alleine weiterkämpfen. Viele prominente Republikaner und konservative Kommentatoren begrüßen Trumps und Vance’ Umgang mit dem Staatsoberhaupt aus Kiew. Die US-Demokraten aber zeigten sich einhellig schockiert. Solidarität mit Selenskij bekunden Kanzler Olaf Scholz, Friedrich Merz und viele europäische Staats- und Regierungschefs und die EU-Führung. Die EU-Außenbeauftragte schrieb: „Heute wurde klar, dass die freie Welt einen neuen Anführer braucht. Es liegt an uns Europäern, diese Herausforderung anzunehmen.“
„Das ist eine Festplattenverschiebung der USA“, sagt Politikwissenschaftler Michael Werz. Werz ist Berater bei der Münchner Sicherheitskonferenz und Senior Fellow am Center for American Progress, einem Thinktank der US-Demokraten in Washington. Die Trump-Administration bleibe ihrer neuen Linie treu. Allerdings habe sich auch Trump in eine schwierige Situation gebracht, erläutert Werz. Er befürchte, dass dies das Ende des Westens sei, wie wir ihn kennen. Mit den USA als verlässlicher Partner an der Seite der Europäer. Jetzt braucht es eine neue „Koalition der Willigen“, um die Ukraine gegen die russischen Invasoren verteidigen zu können.
Zum Weiterlesen und hören:
Über die Reaktionen aus Berlin lesen Sie hier einen Text.
Hier einen Text über den Ablauf des Eklats von unserem US-Korrespondenten Peter Burghardt.
Einen Kommentar von SZ-Politikchef Stefan Kornelius dazu finden Sie hier.
Hier sind die Reaktionen aus den USA.
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