Vor dem Urteil gegen Manafort:Das sind die wichtigsten Akteure der Russland-Affäre

Trumps früherem Wahlkampfmanager droht eine lange Haftstrafe. Viele andere stehen im Fokus von Sonderermittler Mueller. Ein Überblick.

Von Bernadette Mittermeier

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Robert Mueller - US-Sonderermittler

Robert Mueller

Quelle: dpa

Lange war der ehemalige FBI-Chef eine unauffällige Figur in der Politik. Inzwischen kennt in den USA so gut wie jeder Robert Muellers Namen. Er leitet die Ermittlungen, seit Präsident Trump 2017 den damaligen FBI-Chef James Comey feuerte. Die Entlassung sorgte für einen Skandal, weil Comey damals untersuchte, welche Verbindungen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland bestanden.

Was ist seine Aufgabe?

Mueller soll untersuchen, inwieweit Russland die Präsidentschaftswahl 2016 beeinflusst hat. Dabei geht es vor allem darum, ob und wie Trumps Wahlkampfteam mit Moskau zusammengearbeitet hat. Außerdem soll Mueller ermitteln, ob Trump mit der Entlassung Comeys illegalerweise die Justiz behindert hat.

Was ist dabei bisher herausgekommen?

37 Anklagen, 199 Anklagepunkte, vier Gefängnisstrafen - die Mueller-Ermittlungen haben bereits einige Ergebnisse gebracht. Wegen der vielen Verstrickungen ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Die nächsten Bilder zeigen, welche Personen für Mueller und das FBI besonders wichtig sind.

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Paul Manafort - Berater Trumps während der Präsidentschaftskandidatur

July 18 2016 Cleveland OH U S Paul Manafort campaign manager for Donald Trump presumptive

Quelle: imago/ZUMA Press

Eine der zentralen Figuren der Russland-Affäre ist für das FBI Paul Manafort. Über sein Strafmaß entscheiden an diesem Donnerstag und in der folgenden Woche zwei Gerichte. Ihm drohen bis zu 24 Jahre Gefängnis.

Was wird ihm vorgeworfen?

Verschwörung gegen die USA, Zeugenbeeinflussung, Steuerbetrug, illegale Bankgeschäfte und Falschaussagen. Der Lobbyist musste als Berater zurücktreten, nachdem öffentlich wurde, dass er enge Verbindungen zu Putin-nahen Gruppen unterhielt und für einen ukrainischen Oligarchen gearbeitet hatte.

Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Manafort hatte zunächst mit Sonderermittler Mueller kooperiert und sich schuldig bekannt. Im Gegenzug ließen die Ermittler mehrere Anklagepunkte fallen. Das FBI sieht es nun aber als erwiesen an, dass Manafort die Ermittler mehrfach belog. Damit ist der Deal hinfällig. Mueller hat für den ehemaligen Wahlkampfberater zwischen 19 und 24 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 24,3 Millionen Dollar gefordert.

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Donald Trump - US-Präsident

President Trump Holds Signing Ceremony For Executive Order To End Veteran Suicide

Quelle: Bloomberg

Im Kern drehen sich Muellers Ermittlungen natürlich um eine Frage: Hat der 45. Präsident der USA sich selbst strafbar gemacht?

Was wird ihm vorgeworfen?

Einige Mitarbeiter Trumps sollen sich während des Wahlkampfes im Geheimen mit russischen Diplomaten abgesprochen haben, um den Ausgang der Wahl zu beeinflussen. Unklar ist bisher, wie viel Trump davon wusste und ob er selbst seine Mitarbeiter zu Wahlmanipulationen aufforderte. Der zweite Vorwurf richtet sich gegen Trump selbst: Er und seine Vertrauten könnten durch die Entlassung des FBI-Chefs James Comey die Justiz behindert haben. Denn Comey leitete die Ermittlungen gegen Trumps Team.

Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Über diese Frage hält sich Sonderermittler Mueller bisher bedeckt. Er will seinen Abschlussbericht in den nächsten Tagen vorlegen. Im Kongress wird der Bericht mit Spannung erwartet: Die Abgeordneten debattieren seit Monaten, ob sie ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten in Gang setzen sollen.

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Roger Stone - Langjähriger Berater Trumps

Roger Stone

Quelle: AP

Der Politikberater ist schon lange mit Donald Trump befreundet. Im Januar durchsuchte das FBI seine Wohnung und verhaftete Roger Stone.

Was wird ihm vorgeworfen?

Roger Stone soll den Kongress belogen und die Ermittlungen zur Russland-Affäre behindert haben. Er ist unter anderem wegen Falschaussagen, Zeugenbeeinflussung und Justizbehinderung angeklagt. Vor allem geht es bei den Vorwürfen um Stones Rolle im Diebstahl von Daten der Demokratischen Partei. Während des Wahlkampfs 2016 prahlte Stone, er wisse von geplanten Enthüllungen der Plattform Wikileaks Bescheid. Kurz darauf wurden die E-Mails verbreitet, die Trumps Konkurrentin Hillary Clinton im Wahlkampf schwer geschadet haben. Die Daten bekam Wikileaks offenbar von russischen Hackern zugespielt.

Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Stone bestreitet inzwischen, von der Aktion gewusst zu haben. Er habe sich lediglich wichtig machen wollen. Nach der Hausdurchsuchung durch das FBI verbrachte Stone eine Nacht im Gefängnis, dann ließ ihn das Gericht gegen eine Kaution frei. Die Ermittlungen laufen noch.

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Michael Cohen - Ehemaliger Trump-Anwalt

Former Trump Lawyer Michael Cohen Testifies To House Intelligence Committee

Quelle: Bloomberg

Donald Trump sei ein "Rassist", "Betrüger" und "Schwindler" - das sagte sein ehemaliger persönlicher Anwalt Ende Februar vor dem US-Kongress aus. Michael Cohen beschuldigt Trump, mehr über die russische Sabotageaktion gegen Hillary Clinton gewusst zu haben, als der Präsident zugibt. Trump sei bereits vor der Veröffentlichung der gestohlenen E-Mails über die Pläne der Enthüllungsplattform Wikileaks informiert gewesen. Außerdem habe Trump gegen die Wahlfinanzierungsgesetze verstoßen.

Was wird ihm vorgeworfen?

Das Gericht hat Cohen für die Straftaten verurteilt, die er nun auch seinem ehemaligen Klienten vorwirft: Steuerbetrug, Verstöße gegen das Wahlkampfinanzierungsgesetz und Falschaussagen vor dem Kongress. Cohen hatte die Abgeordneten über geplante Immobiliengeschäfte Trumps in Moskau belogen, um den Präsidenten zu schützen.

Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Michael Cohen hat bereits gestanden und muss für drei Jahre ins Gefängnis. Da seine Straftaten eng mit der Wahlkampagne von Donald Trump verbunden sind, könnte Cohens Verurteilung auch Folgen für den US-Präsidenten haben. Beweisen kann der ehemalige Anwalt seine Vorwürfe gegen Trump aber nicht.

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Jared Kushner - Chefberater und Schwiegersohn Trumps

Senior Adviser to the President Jared Kushner speaks outside the West Wing of the White House in Washington

Quelle: REUTERS

Auch für das persönliche Umfeld des Präsidenten interessiert sich das Mueller. Schließlich hat Donald Trump die Gewohnheit, bei politischen Entscheidungen auf den Rat seiner Familienmitglieder zu vertrauen. Erst vor wenigen Tagen hat Trump gefordert, sein Schwiegersohn solle größeren Zugang zu Top-Secret-Informationen bekommen. Die Geheimdienste haben dagegen Bedenken geäußert.

Was wird ihm vorgeworfen?

Jared Kushner soll sich während des Wahlkampfes mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak getroffen haben. Kushner soll dem Putin-Vertrauten sogar die Einrichtung eines geheimen Kommunikationskanals mit dem Weißen Haus angeboten haben. Außerdem habe Kushner mit einem russischen Bankier Kontakt gehabt. Bisher wird Kushner aber nicht verdächtigt, eine Straftat begangen zu haben.

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Donald Junior und Eric Trump - Söhne des US-Präsidenten

FILE PHOTO: U.S. President Donald Trump's sons Donald Trump Jr and Eric Trump sit in the audience waiting to watch their father announce his nominee for the  empty associate justice seat at the U.S. Supreme Court, at the White House in Washington

Quelle: REUTERS

Früher galt die Beziehung zwischen dem Vater und seinen Söhnen als mindestens angespannt. Nun ist Donald Trump Junior (links) einer der lautesten Fürsprecher des Präsidenten. Auch seine Rolle wird in der Russland-Affäre inzwischen hinterfragt.

Was wird ihm vorgeworfen?

Bei dem Treffen im Trump-Tower mit dem russischen Botschafter soll neben Schwiegersohn Kushner auch Trumps Sohn Donald Junior dabei gewesen sein. Ex-Anwalt Cohen deutete in seiner Aussage vor dem Kongress an, Trumps Sohn habe seinem Vater von einem solchen Treffen berichtet. Trump Junior widerspricht: bei dem Treffen sei es lediglich um Adoptions-Politik gegangen.

Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Bisher wurden gegen Trump Junior wie gegen Kushner noch keine offiziellen Vorwürfe erhoben. Er und sein Bruder Eric (rechts im Bild) sind nun aber ins Visier der demokratischen Abgeordneten geraten. Die Demokaten wollen offenbar den Bericht des Sonderermittlers nicht länger abwarten und werden selbst aktiv. Sie fordern Informationen über 81 Personen und Einrichtungen aus Trumps persönlichem Umfeld.

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Michael Flynn - Nationaler Sicherheitsberater (zurückgetreten)

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Quelle: AFP

Im Mittelpunkt der Russland-Affäre steht zudem Michael Flynn, der ehemalige Nationale Sicherheitsberater der Regierung Trump. Im Wahlkampf beriet er Trump zu außen- und sicherheitspolitischen Fragen.

Was wird ihm vorgeworfen?

Schon während seiner Zeit als Wahlkampfberater soll Flynn Kontakt zum russischen Botschafter Kisljak gehabt haben. Thema der Gespräche seien die Sanktionen gegen Russland gewesen, die der damalige Präsident Barack Obama gegen Ende seiner Amtszeit verhängt hatte. Nachdem US-Medien von seinen mutmaßlichen Russlandkontakten berichteten, musste Flynn zurücktreten. Trump wird nun vorgeworfen, die Ermittlungen gegen Flynn behindert zu haben. "Ich hoffe, Sie können das fallen lassen", soll er zu Comey gesagt haben, schließlich sei dieser "ein guter Kerl".

Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Flynn hat gegenüber dem FBI zugegeben, die Ermittler belogen zu haben. Wegen seines Bekenntnisses reduziert sich die mögliche Strafe von fünf Jahren auf bis zu sechs Monate oder eine Geldstrafe von maximal 9 500 Dollar. Die Verkündung des genauen Strafmaßes steht noch aus.

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Jeff Sessions - Justizminister (zurückgetreten)

Donald Trump, Jeff Sessions

Quelle: AP

Als Justizminister hatte Jeff Sessions seine Aufsicht über den Sonderermittler Robert Mueller an seinen Stellvertreter Rod Rosenstein abgegeben - sehr zum Ärger des US-Präsidenten. Sessions entschied sich dafür, weil er selbst befangen war.

Was wird ihm vorgeworfen?

Im Januar 2017 hat Sessions vor dem Senat in seiner damaligen Funktion als außenpolitischer Berater Donald Trumps ausgesagt, er hätte während des Wahlkampfs nicht mit Russland kommuniziert. Tatsächlich hatte auch er sich 2016 zweimal mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak getroffen. Sessions wird deshalb Meineid vorgeworfen.

Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Da Sonderermittler Mueller sich noch kaum zu der Affäre geäußert hat, ist bisher unklar, welche Folgen der vorgeworfene Meineid für Sessions haben wird. Wichtiger für die Untersuchung ist aber, dass Sessions im November 2018 als Justizminister zurücktrat - auf Wunsch des US-Präsidenten. Auch sein Vize Rosenstein hat angekündigt, sein Amt aufzugeben. Die Zuständigkeit über die Sonderermittlungen könnte deshalb künftig Sessions' Nachfolger William Barr haben, der als Trump-Loyalist gilt.

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Sergej Kisljak - Russischer Botschafter (bis 2017)

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Quelle: AFP

Das US-Magazin Politico nannte ihn "Washingtons gefährlichsten Diplomaten". Mehrere Trump-Berater gerieten wegen ihrer Gespräche mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak in Bedrängnis.

Welche Rolle spielt er in der Russland-Affäre?

Er war rund neun Jahre lang Botschafter in Washington (vom Amtsantritt von Präsident Barack Obama an bis 2017) und gilt als bestens vernetzt. In der Öffentlichkeit hält Kisljak sich zurück. Er wurde bekannt, als Gerüchte über geheime Treffen zwischen ihm und Trumps Wahlkampfteam aufkamen. Inzwischen haben sich diese Gerüchte zum Teil bestätigt: Kisljak traf sich unter anderem mit Tumps Sohn Donald Trump Junior, Schwiegersohn Jared Kushner, Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn und Ex-Justizminister Jeff Sessions.

Sonderermittler Mueller muss nun klären, um was es bei den Gesprächen ging: Wurden illegale Absprachen getroffen, mit denen der Kreml versuchte, Trump zu einem Wahlsieg zu helfen? Oder ging es nur um harmlose Themen, wie die Beschuldigten behaupten?

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Carter Page - Rex Tillerson - Wilbur Ross

Carter Page

Quelle: picture alliance / AP Photo

Zum Netz der Verflechtungen gehören auch die engen Geschäftsbeziehungen vieler Trump-Vertrauter zu russischen Firmen. Schon als Investmentbanker warb Carter Page (im Bild) für Verständnis für die Krim-Annexion. In einer Fernsehsendung im Februar 2017 gab er zu, dass auch er während seiner Tätigkeit als außenpolitischer Berater in Trumps Wahlkampf Kontakte zum russischen Botschafter Kisljak hatte.

Geschäftliche Interessenskonflikte werden auch zwei Ministern im Trump-Kabinett vorgeworfen. Der ehemalige Außenminister Rex Tillerson war jahrelang CEO des Mineralölkonzerns ExxonMobil, das seit Jahren in Russland investiert. Und Handelsminister Wilbur Ross war als Investor Miteigner einer Bank in Zypern, bei der russische Oligarchen ihr Geld anlegten.

© SZ.de/bkm/beah/fued
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