Untersuchungsausschuss:Trump schwächte Rede zum Sturm auf das Kapitol ab

Donald Trump bei seiner Rede am 7. Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol

Donald Trump bei seiner Rede am 7. Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol

(Foto: Reuters)

Änderungen in einem Dokument legen nahe, dass Trump sich weigerte, sich deutlich von dem randalierenden Mob im Kapitol zu distanzieren. Sein Nachfolger Biden spricht von einer "mittelalterlichen Hölle" beim Kapitolsturm.

Von Leopold Zaak

Am 7. Januar 2021, einen Tag nach dem gewaltsamen Versuch, das US-Kapitol zu stürmen und die Bestätigung des Wahlergebnisses zu verhindern, wendet sich der abgewählte Präsident Trump ans amerikanische Volk. Er deutet erstmals an, dass er seine Wahlniederlage eingesteht, und verspricht einen friedlichen Machtwechsel. Und in Richtung derer, die am Tag zuvor ins Parlament eingedrungen waren, sagt er: "Ihr repräsentiert nicht unser Land." Wer immer das Gesetz gebrochen habe, müsse dafür bezahlen.

Vergangene Woche ist der Untersuchungsausschuss im Repräsentantenhaus zu Ende gegangen, der die Umstände rund um den Angriff auf das Kapitol und vor allem die Rolle des damaligen Präsidenten aufzuklären versuchte. Damals waren als unmittelbare Folge der Ereignisse fünf Menschen ums Leben kommen, mehr als 140 Polizisten wurden verletzt. Trump hatte zuvor in einer Rede seine Anhänger dazu aufgerufen, zum Kapitol zu marschieren und zu kämpfen. Ihm wird vorgeworfen, den Sturm aufs Kapitol verursacht zu haben und während der Gewalt stundenlang untätig gewesen zu sein. Der Ausschuss forderte Konsequenzen für Trump, weil dieser seinen Amtseid verletzt habe.

Nach Abschluss der Untersuchungen hat Elaine Luria, demokratische Abgeordnete und Mitglied im House Select Committee nun ein Dokument veröffentlicht. Darauf ist Trumps Rede abgedruckt, die er am Tag nach den Ausschreitungen gehalten hatte. Was man aber vor allem sieht, ist das, was er damals nicht sagen wollte.

Aus dem Skript geht hervor, dass Trump es verweigerte, sich so klar von den Randalierern zu distanzieren, wie die Rede es eigentlich vorsah. In der ursprünglichen Fassung des Textes waren einige deutliche Sätze enthalten, bei denen er kleinere und größere Änderungen vornahm. Aus dem Satz "Wie alle Amerikaner bin ich empört und angewidert von Gesetzlosigkeit, Gewalt und Chaos" strich er das Wort "angewidert".

Seine Tochter erkennt auf dem Dokument die Handschrift ihres Vaters

Den Satz "Ich weise das Justizministerium an, sicherzustellen, dass alle Gesetzesbrecher in vollem Umfang des Gesetzes strafrechtlich verfolgt werden. Wir müssen eine klare Botschaft senden: keine Gnade, sondern GERECHTIGKEIT. Die rechtlichen Konsequenzen müssen schnell und hart sein" strich er komplett.

Untersuchungsausschuss: Dieses Bild soll die von Trump überarbeitete Version des Manuskripts für seine Rede vom 7. Januar 2021 zeigen.

Dieses Bild soll die von Trump überarbeitete Version des Manuskripts für seine Rede vom 7. Januar 2021 zeigen.

(Foto: AP/AP)

Dass Trump sich eigentlich nicht vom Sturm auf das Kapitol distanzieren wollte, wird mit der Streichung eines Satzes am deutlichsten: Dem Skript zufolge sollte er sagen, dass ihn die Randalierer nicht repräsentierten. Aber auch dieser Satz wurde mit einem dicken schwarzen Stift aus der Rede entfernt.

"Mutige Polizisten, der mittelalterlichen Hölle ausgesetzt"

Die Änderungen in der Rede stammen wohl tatsächlich von Trump selbst. Das legt ein Video seiner Tochter Ivanka nahe, in dem ihre Aussage vor dem Untersuchungsausschuss zu sehen ist. Dort sagte sie: "Es sieht aus wie die Handschrift meines Vaters."

Bereits in der vergangenen Woche gab es Enthüllungen zu Trumps Rede vom 7. Januar 2021, die im Untersuchungsausschuss diskutiert wurden. In einem Video sind Ausschnitte zu sehen, die Trump dabei zeigen, wie er sich weigert, seine Wahlniederlage auszusprechen und sich um eine klare Distanzierung vom Sturm aufs Kapitol windet.

Sein Nachfolger Biden hat das Verhalten Trumps bei den Ausschreitungen in ungewöhnlich harten Tönen kritisiert. Drei Stunden lang habe Trump zugeschaut, während er "gemütlich im privaten Speisesaal neben dem Oval Office saß", sagte Biden am Montag auf einer Konferenz der Organisation schwarzer Polizeichefs (NOBLE). "Mutige Polizisten waren der mittelalterlichen Hölle drei Stunden lang ausgesetzt, Blut tropfte von ihnen, sie standen mitten im Gemetzel dem rasenden Mob gegenüber, der die Lügen des besiegten Präsidenten glaubte." An diesem Tag seien Polizisten Helden gewesen, während Trump der Mut gefehlt habe, zu handeln.

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