Süddeutsche Zeitung

US-Präsident:Trump beleidigt afroamerikanischen Abgeordneten

  • US-Präsident Donald Trump hat auf Twitter erneut einen demokratischen Kongressabgeordneten attackiert und beleidigt.
  • Er beschuldigte den afroamerikanischen Politiker Elijah Cummings, sich nicht ausreichend um dessen Wahlbezirk Baltimore, ein "widerliches, von Ratten und Nagetieren befallenes Chaos", zu kümmern.
  • Die demokratische Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, warf Trump Rassismus vor.

Nachdem er bereits vor zwei Wochen vier junge Politikerinnen des linken Flügels der Demokraten rassistisch attackiert hatte, zielte US-Präsident Donald Trump nun auf den afroamerikanischen Kongressabgeordneten Elijah Cummings. Dessen Wahlbezirk Baltimore sei "ein widerliches, von Ratten und Nagetieren befallenes Chaos", twitterte Trump am Samstag: "Wenn er mehr Zeit in Baltimore verbringen würde, könnte er vielleicht dabei helfen, diesen sehr gefährlichen und dreckigen Ort aufzuräumen."

Cummings ist als Vorsitzender des Reform- und Aufsichtsausschusses ein einflussreiches Mitglied des Repräsentantenhauses. Er leitete mehrere Untersuchungen zu den Regierungsgeschäften Trumps. Zuletzt hatte er die restriktive Migrationspolitik der Trump-Administration an der Südgrenze angeprangert. Der Abgeordnete verteidigte sich am Samstag gegen Trumps Kritik. "Ich wache jeden Morgen auf und kämpfe für meine Nachbarn", schrieb er auf Twitter.

Rückendeckung bekam Cummings von Nancy Pelosi, der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses. Er sei "ein Vorkämpfer im Kongress und im Land für Bürgerrechte und wirtschaftliche Gerechtigkeit, ein beliebter Anführer in Baltimore, und ein zutiefst geschätzter Kollege", betonte Pelosi. "Wir alle weisen rassistische Attacken auf ihn zurück und unterstützen seine standhafte Führerschaft." Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris teilte mit, sie sei "stolz", dass das Hauptquartier ihrer Kampagne in Cummings' Bezirk liege.

Kritik kam auch von einem Vertreter der Republikaner. Ein Sprecher des republikanischen Gouverneurs des Staates Maryland, Larry Hogan, nahm die Gegend und deren Bewohner in Schutz. "Baltimore City ist wahrhaft das Herz unseres Staates, und weitere Attacken zwischen Politikern bringen uns nirgendwo hin", schrieb er in einer E-Mail.

Mit einem sehr emotionalen Statement reagierte der CNN-Journalist Victor Blackwell. Mit Tränen in den Augen verwies er in einer Live-Sendung auf seine eigene Kindheit in Baltimore. "Es gibt viele Herausforderungen, keine Frage, aber die Leute dort sind stolz auf ihre Community", sagte er.

Trump legte trotz der Kritik noch einmal nach: "Elijah Cummings verbringt seine ganze Zeit mit dem Versuch, unschuldige Menschen durch 'Aufsicht' zu schaden", twitterte er. Er tue nichts "für seinen sehr armen, sehr gefährlichen und sehr schlecht geführten Bezirk".

Erst vor zwei Wochen hatte sich Trump rassistisch über vier demokratische Kongressabgeordnete geäußert und ihnen via Twitter eine Rückkehr in ihre "kaputten und von Kriminalität befallenen" vermeintlichen Herkunftsländer nahegelegt. Sie sollten zuerst dort für Ordnung sorgen, statt der US-Regierung Ratschläge zu erteilen. Gemeint waren Ilhan Omar aus Minnesota, Alexandria Ocasio-Cortez aus New York, Ayanna Pressley aus Massachusetts und Rashida Tlaib aus Michigan - vier junge Politikerinnen vom linken Flügel der Demokraten. Sie alle sind US-Staatsbürgerinnen und bis auf Omar in Amerika geboren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4542338
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AP/dpa/edi/mkoh
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.