Süddeutsche Zeitung

Brexit:Trump verspricht Briten ein "sehr großes" Handelsabkommen

  • Auch Boris Johnson betonte die Chancen einer Zusammenarbeit: "Es gibt riesige Gelegenheiten für Großbritannien auf dem US-Markt", sagte er, räumte allerdings ein, dass die Verhandlungen mit Washington schwierig würden.
  • In Bezug auf den Brexit sagte Trump während eines gemeinsamen Frühstücks mit Johnson: "Er ist der richtige Mann für den Job."
  • Johnson warnte die EU erneut vor einem No-Deal-Brexit.

Vor Beginn einer Debatte über die US-Handelspolitik auf dem G7-Gipfel haben US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Boris Johnson bei einem Arbeitsfrühstück ihren Willen zu einem baldigen britisch-amerikanischen Handelsvertrag betont. "Wir werden bald ein Handelsabkommen abschließen können", sagte Trump am Sonntag am Rande des Treffens der Regierungschefs in Biarritz zum Auftakt eines Gesprächs mit Johnson. Man werde einen "sehr großen" Pakt abschließen. Dasselbe stehe auch mit Japan bevor.

Auch ansonsten hatte Trump viel Lob für seinen britischen Kollegen übrig: "Er ist der richtige Mann für den Job", sagte Trump bei dem Essen mit Johnson am Sonntag. Mit dem "Job" meinte er den Brexit. Der britische Premier benötige von ihm keinen Rat, was den Austritt aus der EU angehe. "Das ist eine Person, die meiner Meinung nach ein großartiger Premierminister sein wird."

Auch der britische Premier betonte die Chancen einer Zusammenarbeit: "Es gibt riesige Gelegenheiten für Großbritannien auf dem US-Markt", sagte er, räumte allerdings ein, dass die Verhandlungen mit Washington schwierig würden. Die verhängten und angedrohten US-Strafzölle gegen China und die EU werden am Vormittag Thema der Beratungen auf dem G7-Gipfel sein.

Trump hatte kurz vor Beginn des Gipfels angeordnet, chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar mit einem 30-Prozent-Zoll zu belegen. Bislang liegt der Satz bei 25 Prozent. Die EU-Staaten, Japan und Kanada wollen Trump dabei nach Angaben von G7-Diplomaten zur Zurückhaltung mahnen, weil die Handelskonflikte zunehmend die Weltwirtschaft belasten. Trump zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt. Er verteidigte die neuen Strafzölle gegen China.

Er erwarte keine negativen Marktreaktionen, sagte er in Biarritz. Der Handelsstreit mit China helfe vielmehr beim Abschluss eines Abkommens mit Japan. Johnson betonte dagegen, dass er für Freihandel sei. Großbritannien setze auf friedliche Handelsbeziehungen.

Großbritannien will 30 Milliarden Pfund von den Austrittszahlungen zurückhalten

Ein möglicher Schulterschluss zwischen Trump und dem Brexit-Befürworter Johnson hatte im Vorfeld des G7-Gipfels Spekulationen ausgelöst, ob sich die beiden gegen die anderen G5-Partner stellen würden. Diese Sorgen wurde jedoch etwa in der Bundesregierung mit Hinweis auf die breite Übereinstimmung mit Johnson in fast allen außen- und klimapolitischen Fragen zurückgewiesen. Auch Trump räumte nach den Beratungen über außenpolitische Themen am Samstagabend ein, dass er nicht wisse, ob Russland, wie von ihm gefordert, wieder in den Kreis der G7 aufgenommen wird. Die anderen G7-Partner lehnen dies mit Hinweis auf die russische Intervention in der Ukraine ab.

Vor einem Treffen mit EU-Ratspräsident Donald Tusk am Mittag warnte die britische Regierung vor einem No-Deal-Brexit. Ohne Änderungen beim Austrittsabkommen werde Großbritannien 30 Milliarden Pfund (umgerechnet 32,55 Milliarden Euro) von den Austrittszahlungen zurückhalten, hieß es in mehreren britischen Medienberichten. Dann werde die Regierung nur neun Milliarden Pfund zahlen.

Johnson fordert, dass die EU in dem vor Monaten ausgehandelten Austrittsabkommen die sogenannte Backstop-Regelung streicht, die eine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland nach dem Brexit vermeiden soll. Die EU lehnt dies ab, betont aber die Bereitschaft, in Verhandlungen eine alternative Regelung zu finden. Trumps Zuspruch für den Brexiteer dürfte diese Verhandlung nicht leichter machen.

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