Süddeutsche Zeitung

Impeachment:Die Anhörung von Marie Yovanovitch im Livestream

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Die ehemalige US-Botschafterin in der Ukraine, Marie Yovanovitch, wird bei den Vorermittlungen zum möglichen Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Donald Trump öffentlich befragt. Im Fokus dürfte ihre schon im Frühling erfolgte Abberufung aus Kiew stehen. Es wird erwartet, dass Abgeordnete der Demokraten die Umstände im Fall Yovanovitchs nutzen, um Trump und seinen persönlichen Anwalt Rudy Giuliani in der Ukraine-Affäre weiter schwer zu belasten.

Yovanovitch war schon im April und damit Monate vor Trumps Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj aus Kiew zurückbeordert worden. Doch zeigten sich ihre Kollegen bei Anhörungen erbost und beunruhigt über den Umgang mit der Diplomatin, die bereits seit 33 Jahren im US-Außenministerium tätig ist.

Yovanovitch selbst hatte im Oktober bei einer Anhörung hinter verschlossenen Türen ihr Unverständnis über ihre Abberufung als Botschafterin in der Ukraine geäußert. Ihr Vorgesetzter habe ihr damals versichert, dass sie nichts Falsches getan habe. Sie vermute, dass sie als Hindernis für die Geschäftsinteressen von Trumps Verbündeten betrachtet worden sei.

Noch während ihrer Aussage attackierte sie Trump auf Twitter: Überall, wo Yovanovitch gewesen sei, wäre es schlechter geworden. Er widerspricht damit ohne Beweis den Aussagen aller Kollegen und ehemaligen Vorgesetzten der Botschafterin, die Yovanovitch tadellose Arbeit bescheinigen. Adam Schiff, der demokratische Vorsitzende der Anhörung, ließ sie live in der Anhörung auf den Tweet reagieren und ließ durchblicken, dass er die Einmischung für einen Versuch hält, die Zeugin zu beeinflussen: "Manche von uns nehmen die Beeinflussung von Zeugen sehr, sehr ernst", so Schiff. "Es ist sehr einschüchternd", antwortete Yovanovitch auf die Frage, wie sie sich nach den Angriffen fühle.

Dem US-Präsidenten wird vorgeworfen, seinen ukrainischen Amtskollegen am 25. Juli telefonisch um Ermittlungen gegen seinen möglichen demokratischen Herausforderer Joe Biden und dessen Sohn Hunter gebeten zu haben. Zuvor hatte das Weiße Haus bereits vom Kongress gebilligte millionenschwere Militärhilfen an Kiew blockiert. Dies werten die Demokraten als Amtsmissbrauch und treiben daher eine Voruntersuchung zu einem Amtsenthebungsverfahren voran. Trump bestreitet jedes Fehlverhalten und bezeichnet sich wie schon oft als Opfer einer Hexenjagd.

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