Der Nachfolger steht schon fest, da weicht der Amtsinhaber lieber gleich. Der künftige US-Präsident Donald Trump will den Hardliner Kash Patel zum Chef des Federal Bureau of Investigation (FBI) machen, das hat er bereits angekündigt. Nun hat Christopher Wray beschlossen, seinen Posten als FBI-Chef bereits vor dem Ende von Joe Bidens Amtszeit zu räumen. Er will sich einen Rauswurf ersparen, er kennt Donald Trump schließlich gut genug.
Am Mittwoch kündigte Wray seinen Rückzug für Januar 2025 an, dabei stünden ihm noch drei der gewöhnlich zehn Jahre in diesem Job zu. Dies sei seines Erachtens „der beste Weg, um zu vermeiden, dass das Präsidium noch tiefer in den Streit hineingezogen wird, und gleichzeitig die Werte und Grundsätze zu stärken, die für unsere Arbeit so wichtig sind“, sagte er im Hauptquartier der nationalen Sicherheitsbehörde in Washington, dem J. Edgar Hoover Building.
Trump gratulierte in seinem Netzwerk Truth Social. Der Rücktritt sei „ein großer Tag für Amerika“, schrieb er. Damit ende der Missbrauch dessen, was er „US-Ministerium der Ungerechtigkeit“ nennt. Trump meint das US-Justizministerium neben dem FBI, beide Häuser arbeiten naturgemäß zusammen. Auch für dieses Department of Justice, das DOJ, hat er eine neue Führung bestellt. Generalstaatsanwältin und mithin Justizministerin soll Pam Bondi werden, eine weitere Vertraute.
Trump bezeichnete Wrays Ernennung als eine seiner schlechtesten Entscheidungen
Die beiden sollen Trumps eigenwilliges Verständnis von Gerechtigkeit in die Tat umsetzen, Kritiker befürchten einen Rachefeldzug. Biden erwägt deshalb offenbar, nach seinem Sohn Hunter und anderen Verurteilten auch den ehemaligen Corona-Beauftragten Anthony Fauci, den pensionierten Armee-Stabschef Mark Milley, den Demokraten Adam Schiff und die Republikanerin Liz Cheney zu begnadigen, in ihren Fällen vorsorglich. Sie alle sind bei Trump schwer in Ungnade gefallen.
Christopher Wray, fast 58 Jahre alt, war selbst einmal ein Auserwählter Trumps. Der damalige US-Präsident setzte ihn in seiner ersten Amtszeit im Mai 2017 an die Spitze des FBI. Mit seinem Vorgänger James Comey hatte sich der Mann im Weißen Haus verkracht, nachdem das FBI zwar rechtzeitig für Trumps Wahlsieg 2016 die E-Mail-Affäre seiner Rivalin Hillary Clinton untersucht hatte, danach aber auch die russische Einmischung in diese Präsidentschaftswahl.
Trump nannte Comey ein showboat, einen Angeber. Der zurückhaltende Wray, der wie der nicht ganz so zurückhaltende Trump Republikaner ist, schnitt in der Beurteilung anfangs besser ab. Später bezeichnete Trump dessen Ernennung als eine seiner schlechtesten Entscheidungen. Ihm missfiel schon, dass Wray die Russland-Ermittlungen übernahm.
FBI-Beamte fanden 2022 Geheimpapiere in Trumps Badezimmer
Noch wütender wurde Trump, als Wray im Zuge der Proteste nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen Polizisten nicht seinen Wünschen folgte. Trump wollte, anders als Wray, Demonstranten vor Gericht zerren lassen. Er machte die Antifa verantwortlich. „Law & Order!“, zeterte Trump 2020 auf der Plattform X. Auf Wrays Entlassung verzichtete er widerwillig, als er 2021 ebenso widerwillig das Oval Office verließ. Seine Wut nahm aber anschließend stetig zu.
Besonders zornig machte ihn 2022 die Durchsuchung seiner Residenz Mar-a-Lago in Florida. Genehmigt hatte die Razzia Bidens Generalstaatsanwalt und Justizminister Merrick Garland. FBI-Beamte fanden offizielle Geheimpapiere unter anderem in Trumps Badezimmer. „Ich kann nicht sagen, dass ich von ihm begeistert bin. Er ist in mein Haus eingedrungen“, sagte Trump am Sonntag bei NBC. „Er ist in Mar-a-Lago eingefallen. Ich bin sehr unglücklich über die Dinge, die er getan hat.“
Ebenfalls unglücklich war er darüber, dass Wray nach Trumps knapp überstandenem Attentat im Sommer in Pennsylvania zunächst Zweifel äußerte, ob wirklich eine Kugel sein rechtes Ohr gestreift habe. Es sei fraglich, ob es sich um eine Kugel oder ein Schrapnell gehandelt habe, sagte der FBI-Boss. Auf Truth Social feierte Trump jetzt Wrays Abschied. Unter dessen Leitung habe das FBI „fleißig daran gearbeitet, mich illegal anzuklagen“, und auch sonst „alles getan, um den Erfolg und die Zukunft Amerikas zu beeinträchtigen“.
Da seien enorme Befugnisse genutzt worden, „um viele unschuldige Amerikaner zu bedrohen und zu zerstören, von denen sich einige nie mehr von dem erholen werden, was ihnen angetan wurde.“ So sieht es Donald Trump, der sich stets als Opfer betrachtet. Kash Patel werde sich „dafür einsetzen, dass Recht, Ordnung und Gerechtigkeit in unserem Land wiederhergestellt werden, und zwar bald.“
Vorher muss er vom Senat bestätigt werden, viele raten allerdings davon ab. Trumps früherer Sicherheitsberater John Bolton schreibt im Wall Street Journal, Patel stelle „den Gehorsam gegenüber Mr. Trump über andere, höhere Erwägungen“, US-Verfassung inklusive. Trump, sagte der demokratische Abgeordnete Seth Moulton bei CNN, „will das FBI politisieren, es in die Zeit von J. Edgar Hoover zurückversetzen, als das FBI seine eigene, wirklich gesetzlose Agenda hatte.“ Christoper Wray jedenfalls wird in Kürze weg sein.