Süddeutsche Zeitung

Trump an Erdoğan:"Seien Sie kein Narr!"

  • Kurz nach der Ankündigung des Truppenabzugs aus Nordsyrien hatte US-Präsident Trump in einem ungewöhnlichen Brief vor einem türkischen Einmarsch in die Region gewarnt.
  • Wenn er in Syrien einfalle, werde er als "Teufel" in Erinnerung bleiben, schrieb Trump an Erdoğan.
  • Trump ist seit Tagen massiver Kritik ausgesetzt. Gegenüber den Demokraten soll er nun ausgerastet sein, wie Nancy Pelosi anschließend berichtete.

US-Präsident Donald Trump hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in der vergangenen Woche in einem eigenwilligen Brief zu einer friedlichen Lösung im Nordsyrien-Konflikt aufgerufen. Der US-Sender Fox News veröffentlichte am Mittwoch eine Kopie des Schreibens, das auch andere US-Medien für echt erklärten. Datiert ist der Brief auf den 9. Oktober - also jenen Tag, an dem die Türkei mit ihrer hoch umstrittenen Militäroffensive gegen Kurdenmilizen in Nordsyrien begann.

Trump ermahnt Erdoğan darin, er wolle sicher nicht für den Tod Tausender Menschen verantwortlich sein. Andernfalls werde die US-Regierung die türkische Wirtschaft zerstören. Die kurdische Seite sei zu Verhandlungen bereit, schrieb Trump demnach weiter. "Sie können ein großartiges Abkommen schließen." Erdoğan könne auf positive Weise in die Geschichte eingehen, wenn er in dem Konflikt richtig und menschlich handele. Andernfalls werde er als Teufel in die Geschichte eingehen. "Seien Sie kein harter Kerl. Seien Sie kein Narr!", appellierte er an seinen türkischen Amtskollegen. Der Brief endet mit den Worten: "Ich werde Sie später anrufen."

Trump ist seit Tagen massiver Kritik - auch und gerade aus den Reihen seiner Republikaner - ausgesetzt, er habe mit dem Abzug amerikanischer Soldaten aus Nordsyrien überhaupt erst den Weg für Erdoğans umstrittene Militäroffensive geebnet. Trump weist die Vorwürfe zurück und argumentiert, er wolle die US-Soldaten aus den "endlosen Kriegen" zurückholen. In einer Pressekonferenz am Mittwoch hatte Trump den Brief an Erdoğan selbst erwähnt und betont, er habe Ankara keineswegs grünes Licht für die Militäraktion gegeben, sondern Erdoğan vielmehr eine harte Ansage gemacht.

Ausraster gegen Pelosi

Am Mittwoch hat sich Trump zudem mit führenden Vertretern der oppositionellen Demokraten getroffen, um über den Konflikt in Nordsyrien zu reden - und allem Anschein nach verlief dieser Termin alles andere als konstruktiv. "Er war beleidigend, besonders gegenüber der Sprecherin", sagte Chuck Schumer, der Minderheitsführer der Demokraten im Senat. Er bezog sich damit auf die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Diese erklärte vor Journalisten, Trump sei bei dem Treffen "ausgerastet", man müsse für seine Gesundheit beten. Der US-Präsident hingegen äußerte sich kurz darauf auf Twitter in ähnlichen Worten - allerdings über Pelosi.

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