Trump bei G-7-Gipfel in Kanada:"Wir gewinnen diesen Krieg"

Donald Trump

Donald Trump gibt in Kanada ein Pressestatement zum G-7-Gipfel ab.

(Foto: AP)
  • Beim Thema internationaler Handel liegen die USA in fundamentaler Opposition zu den übrigen G-7-Staaten, das wird bei einer Pressekonferenz von Präsident Trump am Rande des Gipfels in Kanada deutlich.
  • "Die USA waren das Sparschwein, das der Rest der Welt geplündert hat", sagt Trump. "Das ist vorbei."
  • Er erneuert seine Forderung, nach der Russland trotz der Aggression in der Ukraine wieder in den Kreis der G-7-Staaten aufgenommen werden solle.
  • Der Gipfel sei ein "riesiger Erfolg" gewesen, so Trump. Wie er angesichts der tiefen Meinungsverschiedenheiten mit den anderen Teilnehmern zu diesem Schluss kommt, sagt er allerdings nicht.
  • Eine gemeinsame Abschlusserklärung scheint derzeit wahrscheinlicher zu werden - ungeachtet dessen, dass Trump den Gipfel bereits verlassen hat.

Von Benedikt Peters

Kurz vor seiner verfrühten Abreise vom G-7-Gipfel in Kanada hat US-Präsident Donald Trump seinen Forderungen nach umfassenden Veränderungen im internationalen Handel Nachdruck verliehen. Jahrelang hätten andere Länder auf Kosten der USA Vorteile genossen. "Das können wir nicht mehr dulden", sagte Trump auf einer Pressekonferenz.

Der internationale Handel laufe derzeit nach Regeln ab, die "sehr, sehr unfair" seien, so Trump. Daher habe das Thema während des G-7-Treffens im Vordergrund gestanden. Der US-Präsident sagte, sein Ziel sei es, dass die Staaten künftig überhaupt keine gegenseitigen Zölle mehr erhöben und dass sie auch heimische Industrien nicht mehr subventionierten.

"Wäre ein Pluspunkt, Russland wieder dabei zu haben"

In der Vergangenheit hatte Trump bereits häufig kritisiert, dass andere Staaten, darunter auch Deutschland, deutlich mehr Güter in die USA exportierten als umgekehrt. Seine Regierung hatte Schutzzölle auf Stahlimporte unter anderem gegen China und die EU verhängt und dadurch internationale Empörung ausgelöst.

In der Presse war häufig von einem "Handelskrieg" die Rede. Trump nahm diese Rhetorik auf. "Wir gewinnen diesen Krieg", sagte der US-Präsident, da sei er sich absolut sicher. "Die USA waren das Sparschwein, das jeder geplündert hat. Das ist vorbei."

Trump unterstrich, dass er die Schuld an den aus seiner Sicht unfairen Handelsbedingungen nicht bei den Anführern der übrigen G-7-Staaten sehe. "Ich gratuliere ihnen sogar", sagte Trump, schließlich hätten sie "auf verrückte Weise" von den Handelsabkommen profitiert. Frühere US-Präsidenten hätten sich schuldig gemacht, weil sie dies zugelassen hätten. Namentlich erwähnte Trump seinen Vorgänger Barack Obama.

Für Schlagzeilen hatte Trump zu Beginn des Gipfels gesorgt, als er forderte, Russland wieder in den Kreis der G 7 aufzunehmen. Aus dem früher als G 8 bezeichneten Format war Russland 2014 ausgeschlossen worden, nachdem es die zur Ukraine gehörende Krim annektiert hatte. "Ich denke es wäre ein Pluspunkt, Russland wieder dabei zu haben. Es wäre gut für die Welt. Wir streben nach Weltfrieden, wir wollen keine Spielchen spielen."

Trump schmäht CNN-Journalisten

Trotz der enormen Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf den internationalen Handel und eine Wiederaufnahme Russlands, die die übrigen G-7-Staaten ablehnen, sprach Trump davon, der Gipfel sei ein "riesiger Erfolg" gewesen. Wie er zu diesem Schluss kam, sagte er nicht. Lediglich Italien, das seit Kurzem von einem rechtspopulistischen Bündnis regiert wird, hatte anfänglich Sympathie für die Idee einer Wiederaufnahme Russlands signalisiert, war dann jedoch zurückgerudert.

Eine gemeinsame Abschlusserklärung der G-7-Staaten scheint derzeit wahrscheinlicher zu werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, "nach menschlichem Ermessen" werde es eine Erklärung geben. Geplant sei ein Bekenntnis zu auf Regeln basierendem internationalem Handel und zu einer Reform der Welthandelsorganisation WTO. Zuvor hieß es bereits unter Berufung auf französische Regierungskreise, eine gemeinsame Abschlusserklärung sei wahrscheinlich.

Trump nutzte die Pressekonferenz außerdem, um Journalisten zu schmähen. Als ein anwesender Reporter eine Frage stellen wollte, forderte Trump ihn auf, seinen Arbeitgeber zu nennen. Als dieser sagte, er arbeite für CNN, erwiderte Trump: "Ah, Fake News CNN". Daraufhin entspann sich eine hitzige Diskussion. Der US-Präsident hat mehrfach seriösen Medien wie etwa auch der New York Times vorgeworfen, Falschnachrichten zu verbreiten.

Nach der Pressekonferenz verließ Trump, wie angekündigt, den G-7-Gipfel vorzeitig. Er verpasst Gespräche zu Themen wie Klimapolitik und Gleichberechtigung. Am Dienstag steht für ihn das nächste weltweit beachtete Treffen an. In Singapur will Trump mit Kim Jong-un über eine nukleare Abrüstung Nordkoreas verhandeln. Für den Diktator fand Trump nette Worte. Kim wolle "etwas Gutes für sein Volk tun", er könne dem Land nun zu wahrer Größe verhelfen. "Diese Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder."

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