Trump auf den Philippinen:Rendezvous der Hitzköpfe

Asean-Gipfel in Manila

US-Präsident Donald Trump beim Gala-Dinner in Manila mit dem philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte anlässlich des Asean-Gipfels.

(Foto: dpa)

Auf seiner Asienreise trifft US-Präsident Donald Trump den philippinischen Staatschef Rodrigo Duterte. Es ist ein Treffen, das viele Risiken birgt.

Von Arne Perras, Singapur

Auf den Philippinen dürfte es US-Präsident Donald Trump gefallen. Schon alleine deshalb, weil ihm dort großer Zuspruch aus dem Volk entgegenschlägt, mehr als in jedem anderen Gastland seiner Asientour. Sieben von zehn Philippinern vertrauen auf Donald Trump und dessen Politik, ergab eine Umfrage des Pew Research Centers. Muss sich da der Mann aus dem Weißen Haus nicht gebauchpinselt fühlen?

Fragt sich nur, wie Staatschef Rodrigo Duterte zu seinem Gast aus Amerika steht, dem er nach der Ankunft aus der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi am Sonntagnachmittag die Hand schüttelte. Duterte verfolgte gegenüber Washington bisher eine sehr verwirrende Schaukelpolitik, die US-Strategen ratlos zu machen schien. Die Ergebnisse der Analysten waren etwa so ergiebig wie das gute alte Gänseblümchen-Zupfen: Er liebt mich, er liebt mich nicht.

"Ich habe schon mit 16 Jahren jemanden getötet", prahlte Duterte kürzlich

Sicher ist nur, dass sich die USA nicht mehr sicher sein können, wo die Philippinen auf der geopolitischen Bühne im Pazifik eigentlich genau zu verorten sind. Natürlich gibt es einen schon jahrzehntealten Verteidigungspakt, der Manila als engen Verbündeten der USA ausweist. Doch Dutertes Diplomatie zeigte keinerlei Berechenbarkeit, vielmehr sorgte sie für Verblüffung und wachsende Nervosität auf Seiten des großen Verbündeten.

Mit schrecklichen Flüchen hatte Duterte nach seinem Wahlsieg den damaligen US-Präsidenten Barak Obama bedacht. Der Philippiner suchte dann auch vermehrt die Nähe der Führung in Peking und auch neue Freunde in der frostigen Ferne. Duterte bewundert den russischen Präsidenten Wladimir Putin wie kaum einen anderen Autokraten. Der Tanz mit den Chinesen brachte ihm finanzielle Zusagen ein, aber keine Zugeständnisse im Streit um Inseln im Südchinesischen Meer.

Wie nun verhält sich Obamas Nachfolger? Trump hatte auf seiner Asienreise bereits angeboten, er könne in diesem maritimen Streit vermitteln und schob eifrig nach: "Ich bin ein sehr guter Vermittler und Schiedsrichter." Das aber dürfte das Letzte sein, was die Chinesen sehen wollen, sie pochen darauf, alle Streitigkeiten bilateral mit ihren Nachbarn zu lösen, sie wollen keine Einmischung. Auch Präsident Duterte in Manila mahnte, die Streitigkeiten um das Südchinesische Meer sollte man auf dem Asean-Gipfel besser erst gar nicht anfassen.

Keine Kritik an Duterte wäre für Ansehen der USA schädlich

Was Trump betrifft, so sind nun alle gespannt, ob er es schafft, die Philippinen wieder stärker an die USA heranzuziehen. Kann es sein, dass die beiden als Hitzköpfe bekannten Männer vielleicht sogar gut miteinander auskommen? Doch ein Treffen der beiden Unberechenbaren, das für Montag geplant war, hat auch Risiken. Etwa wenn sich Duterte plötzlich provoziert fühlt und sich, wie so oft, nicht mehr beherrschen kann.

„Klein und fett“

Mit widersprüchlichen Äußerungen hat US-Präsident Donald Trump die Verwirrung um seinen Kurs im Nordkorea-Konflikt verstärkt. In einer aus Hanoi abgesendeten Twitter-Botschaft beleidigte Trump am Sonntag den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un als "klein und fett", um ihm kurz darauf die Freundschaft anzubieten. Der Zickzack-Kurs im Atomstreit mit Nordkorea dominiert seit Tagen Trumps Asienreise. Trump nahm am Sonntag direkt Bezug auf eine frühere Äußerung Kims, der ihn als "geistig umnachteten senilen Amerikaner" geschmäht hatte. "Warum sollte Kim Jong-un mich beleidigen, indem er mich ,alt' nennt, wenn ich ihn niemals als ,klein und fett' bezeichnen würde?", schrieb Trump in einer Twitter-Botschaft und fügte hinzu: "Ich bemühe mich so stark, sein Freund zu sein, und vielleicht wird es eines Tages dazu kommen!" Das Freundschaftsangebot wollte Trump nicht als Ironie verstanden wissen. Seit Monaten liefern sich Trump und Kim Wortgefechte. Die jahrelangen Verhandlungen im Atomkonflikt mit Nordkorea tat Trump als Zeitverschwendung ab.

Wie Trump am Sonntag ebenfalls auf Twitter schrieb, ist China zu einer Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea bereit. Dies habe Präsident Xi Jinping zugesagt. China gilt als einziger Verbündeter Nordkoreas. Unterdessen begannen am Samstag die USA und Südkorea im Westpazifik ein dreitägiges Militärmanöver. Nordkorea wirft den beiden Ländern regelmäßig vor, mit gemeinsamen Militärmanövern eine Invasion zu proben.

afp, dpa

Vor einigen Monaten berichteten US-Medien, Trump habe in einem Telefonat den Anti-Drogen-Kurs seines Amtskollegen in Manila kräftig gelobt, weder aus Washington noch aus Manila kamen damals Dementis. Bei den Menschenjagden, die Duterte seit seinem Wahlsieg angeordnet hat, sind mehrere Tausend Menschen gestorben, seine Politik trifft vor allem Drogensüchtige und Kleindealer, die bei Polizeirazzien oder von maskierten Todesschwadronen erschossen werden.

Die USA stecken deshalb in einem Dilemma. Für eine Annäherung ist es wenig hilfreich, mit Kritik das Rumpelstilzchen aus Duterte herauszukitzeln. Andererseits ist es für das Ansehen der USA sehr schädlich, wenn Trump keinerlei kritische Worte findet für die Menschrechtsverletzungen, die der philippinische Präsident ohne jeden Zweifel zu verantworten hat. Dass Duterte kurz vor dem Gipfel erneut auf seine eigene gewalttätige Jugend zu sprechen kam, macht alles nicht leichter.

Bei einem Treffen mit Landsleuten in Vietnam erzählte er lässig, wie er früher oft in Streit geraten war. Und wie er mit dem Messer zustach. "Ich habe schon mit 16 Jahren jemanden getötet." Nun ist es nicht das erste Mal, dass sich Duterte auf solche Weise outet, bereits im Wahlkampf brüstete er sich, dass er mehrere Menschen umgebracht habe. Im Vorfeld des anstehenden Asean-Gipfels auf den Philippinen aber war diese Botschaft das Letzte, was sich die Nachbarstaaten von Duterte als Gastgeber erhofft hatten. Manche Medien in der Region schienen so erschrocken zu sein, dass sie die Nachricht nur klein vermeldeten oder gleich gänzlich ignorierten.

Mordgeschichten zum Auftakt des Asean-Gipfels? Das durfte es einfach nicht geben. Der Philippine Inquirer fragte immerhin, ob das nun wieder einer der berüchtigten Duterte-Witze gewesen sein soll? So stellt es der Sprecher des Präsidenten gerne dar, wenn sein Chef wieder mal über seine brutale Vergangenheit spricht. Aber zu befürchten ist: Duterte hat gar keinen Witz gemacht.

Und was, wenn der Präsident nun seine Gäste fürs Foto auch noch animiert, die berühmt-berüchtigte Duterte-Faust zu ballen und nach vorne zu strecken? Das dürfe keinesfalls passieren, warnte die Organisation Human Rights Watch, die Teilnehmer dürften Duterte diesen Gefallen nicht tun. Schließlich sei die Faust ein Symbol für den Angriff auf den Rechtsstaat, sagte Phelim Kine, Vize-Chefin der Asienabteilung. Und solche Attacken verdienten keine Anerkennung auf internationalen Gipfeln.

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