Attentat auf Donald Trump:„Es wäre fast unmöglich, selbst wenn man wüsste, dass die Kugel kommt“

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Der Moment, der die vorbeizischende Kugel zeigen soll - eingefangen von einem Fotografen der "New York Times". (Foto: Doug Mills/New York Times/Redux/laif)

Ein Fotograf der „New York Times“ betätigt in dem Moment den Auslöser, als Schüsse fallen. Ihm gelingt wohl eine extrem unwahrscheinliche Aufnahme.

Vor einer Sache hatte sich Doug Mills nach eigenen Angaben immer gefürchtet: dass seine Arbeit ihn zum Augenzeugen eines Mordes macht. Der Fotograf porträtiert seit 1983 US-Präsidenten für die New York Times (NYT) und ist ihnen daher immer etwas näher als die meisten anderen. Auf Donald Trumps Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, passiert es dann: Jemand schießt mit einem Gewehr auf den Republikaner – genau in dem Moment, als Mills auf den Auslöser seiner Kamera drückt. Er habe bei den Knallgeräuschen zuerst an ein Auto und nicht an Schüsse gedacht, sagte Mills, der als einer der wenigen Bildberichterstatter nur ein paar Schritte von Trumps Pult entfernt war, als die Schüsse fielen.

Die New York Times veröffentlichte die Aufnahmen, die Trump im Moment des Attentats bei seiner Rede am Pult zeigten. Auf ihnen ist zu sehen, wie er zunächst gestikulierend spricht und sich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht das rechte Ohr hält, an dem Blut zu erkennen ist. Auf einer der hochauflösenden Aufnahmen direkt davor ist ein horizontaler schmaler Silberstreifen hinter dem Kopf des Ex-Präsidenten zu sehen. Das Foto verbreitete sich schnell auf X und anderen Social-Media-Plattformen.

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Wie die New York Times berichtet, hat der pensionierte FBI-Agent Michael Harrigan inzwischen bestätigt, dass Mills in einer schnellen Foto-Abfolge höchstwahrscheinlich den Flug eines heranfliegenden Projektils eingefangen hat. Um eine Manipulation durch KI auszuschließen, hatte die NYT die Aufnahme von dem Experten überprüfen lassen. Harrigan, der 22 Jahre lang für das FBI tätig war, hatte zuletzt die Abteilung für Schusswaffenausbildung geleitet und ist derzeit als Berater in der Schusswaffenindustrie tätig. 

Der Experte hält es für möglich, dass es sich bei dem horizontalen silberfarbenen Streifen um die Verdrängung von Luft durch ein Projektil handelt. „Der Winkel scheint etwas niedrig, um durch sein Ohr zu gehen, aber nicht unmöglich, wenn der Schütze mehrere Kugeln abgefeuert hat“, erklärte Harrigan der NYT am Samstagabend.

Doug Mills hatte eine Sony-Digitalkamera für die Aufnahme benutzt, die bis zu 30 Bilder pro Sekunde aufnehmen kann, und mit einer Belichtungszeit von einer Achttausendstelsekunde extrem schnell arbeitet. Ein weiterer Faktor ist die Geschwindigkeit des Geschosses aus der Schusswaffe. Am Tatort war ein halb automatisches Gewehr vom Typ AR-15 gefunden worden. Dem Experten zufolge bewegen sich die Kugeln dieser Waffe mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 975 Metern pro Sekunde.

Um Kugeln mit einer solchen Geschwindigkeit im Flug aufzunehmen, werden extrem schnelle Spezialkameras verwendet, die in der normalen Fotografie nicht zum Einsatz kommen. „Die Wahrscheinlichkeit, eine Kugel auf einer seitlichen Flugbahn einzufangen, wie sie in diesem Foto zu sehen ist, liegt bei einer Chance von eins zu einer Million“, sagte der Experte der New York Times. „Es wäre fast unmöglich, selbst wenn man wüsste, dass die Kugel kommt“. „Angesichts der Umstände würde ich sagen, wenn das nicht den Weg der Kugel durch die Luft zeigt, weiß ich nicht, was es sonst sein könnte“, kommentierte der FBI-Experte Harrigan die Aufnahme.

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