Trittbrettfahrer im linken Umfeld:Gewalt, getarnt als Protest

Der geplante Anschlag auf den Berliner Hauptbahnhof gehört zu einer neuen Art linker Gewalt. Die Attentäter verstecken sich hinter dem Protest gegen Globalisierung, Gentrifizierung oder Militarisierung und handeln im Namen vieler Menschen. Gegen die falschen Freunde müssen sich die neuen sozialen Protestbewegungen wehren.

Joachim Käppner

Die offene Gesellschaft ist verwundbar. Diese Erkenntnis, so alt sie sein mag, gerät leicht in Vergessenheit, bis sie wieder schmerzlich demonstriert wird. Vor einigen Jahren hätten Islamisten beinahe zwei Züge gesprengt, nur knapp scheiterten die Anschläge, mit denen die Attentäter möglichst viele Menschen töten wollten. Die geplanten Brandattacken in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs zielten, wie sich ihre Urheber vermutlich selbst versichern, dagegen nur auf Sachen. Aber solche Anschläge können zu Pannen und Unfällen führen und damit auch zu Toten und Verletzten.

German policemen stand in front of the Hauptbahnhof, Berlin's main train station, after bottles with flammable liquids were found

Polizisten vor dem Berliner Hauptbahnof am 10. Oktober 2011, nachdem Brandsätze linker Extremisten gefunden wurden.

(Foto: REUTERS)

Soziale Bewegungen müssen sich gegen Gewalt abgrenzen

Wenn die Bekennerschreiben stimmen, stecken Linksradikale dahinter, die gegen den Afghanistankrieg protestieren wollen. Es ist nicht mehr der alte, ideologisch aufgeladene Terror von links; dessen Zeit ist vorüber. Aber die neue Art der linken Gewalt haben die Staatsschützer, fixiert auf das alte Feindbild, dennoch zu spät erkannt. Diese Gewalt kommt weit harmloser daher, getarnt als Protest gegen Globalisierung, Gentrifizierung, Militarisierung, agiert im Umfeld der sozialen Protestbewegungen und damit im Namen von Anliegen, denen sehr viele Menschen zustimmen. Setzen sich aber Tausende Bürger auf die Straße und blockieren einen Nazimarsch, finden sich immer ein paar Dutzend Gewalttäter, die Steine auf die Polizei werfen und das Engagement der Demonstranten diskreditieren.

Die eher rituelle Forderung der Polizeigewerkschaften nach mehr Befugnissen und Beamten wird dagegen nicht helfen. Wichtiger, weit wichtiger ist, dass die sozialen Bewegungen sich gegen gewaltbereite Trittbrettfahrer entschieden abgrenzen. Nichts schadet ihnen mehr als falsche Freunde.

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