Trennungskinder:Explosives Modell

Das Wechselmodell taugt nur in sehr wenigen Fällen.

Von Constanze von Bullion

Auch nach dem Ende einer Partnerschaft sollen Eltern ihre Kinder gemeinsam betreuen können, sagt Bundesfamilienministerin Katarina Barley. Das klingt gut. Mutter betreut rund um die Uhr und bleibt beruflich auf der Strecke, Vater zahlt Unterhalt und sieht die Kinder jedes zweite Wochenende bis gar nicht - das passt nicht mehr in die Zeit, findet Barley. Nun hat sie einen Dialog losgetreten, an dessen Ende ein Paradigmenwechsel stehen könnte.

Die Ministerin will das Wechselmodell voranbringen, also die Möglichkeit einer Halbe-halbe-Betreuung von Scheidungskindern. Barley stützt sich auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs und auf Zahlen des Allensbach-Instituts. Demnach wünschen sich 51 Prozent Scheidungseltern gemeinsame Kinderbetreuung. Nur 22 Prozent kriegen das hin. Und viele landen mit heillosen Streitigkeiten vor Gericht.

Dass Barley das explosive Thema anpackt, ist richtig. Dass sie selbst es geschafft hat, sich mit ihrem Ex-Mann die Betreuung der Söhne friedlich zu teilen, ist ermutigend. Für viele alleinerziehende Mütter aber taugt das Wechselmodell nicht. Sie sind konfrontiert mit Ex-Partnern, die weder ansprechbar noch willens sind, für ihre Kinder zu zahlen. Bei einer Halbe-halbe-Lösung würden die üblichen Unterhaltspflichten ganz entfallen. Das funktioniert nur bei Eltern, die sich noch einigermaßen verstehen. Die aber haben nach Trennung Seltenheitswert.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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