Treffen mit John Kerry:Journalisten grillen Johnson

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Ob er sich bei all den Staatschefs entschuldigen werde, die er bereits beleidigt hat, wollen sie wissen. Der neue britische Außenminister ist irritiert - Amtskollege Kerry aus den USA rettet die Situation.

Eigentlich wollte Boris Johnson am Dienstagnachmittag durch eine Pressekonferenz mit John Kerry das enge Verhältnis zwischen Großbritannien und den USA zelebrieren. Doch ein paar Journalisten machen ihm einen dicken Strich durch die Rechnung. Keiner fragt nach der gemeinsamen Strategie in Syrien oder im Irak.

Stattdessen geht es immer um Boris Johnson selbst. "Kann ich Ihnen die Möglichkeit geben, sich bei all den internationalen Politikern zu entschuldigen, über die Sie in den vergangenen Monaten hergezogen oder auch nicht hergezogen sind? Was ist Ihre Strategie, um Vertrauen aufzubauen?", fragt ein Vertreter der BBC.

Journalisten amerikanischer Medien wie der New York Times oder der Nachrichtenagentur AP zählen schließlich Beleidigungen und Behauptungen Johnsons auf: "Sie beschuldigten den US-Präsidenten Barack Obama, aufgrund seiner kenianischen Herkunft eine 'ererbte Abneigung gegenüber dem britischen Empire' zu haben". Hillary Clinton habe er mit einer sadistischen Krankenschwester aus einer Nervenklinik verglichen. "Nehmen Sie diese Äußerungen zurück?", wird Johnson gefragt.

Ein Journalist stellt Johnsons Glaubwürdigkeit in Frage: "Sie sind für Übertreibungen und unverblümte Lügen bekannt. Ich frage mich, wie Mister Kerry und andere Ihnen vertrauen sollen." Der Fragende spielt damit auf Johnsons Äußerungen vor dem Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreiches in der EU an.

Kerry entgleisen angesichts der Fragen die Gesichtszüge

Johnson reagiert irritiert - seine Antwort nuschelt er vor sich hin, unterbrochen von Glucksern. "Wir könnten sehr viel Zeit damit verbringen, uns damit zu beschäftigen, was ich in den vergangenen 30 Jahren geschrieben habe", sagte er. Es gebe zu viele Äußerungen, die aus seiner Sicht falsch ausgelegt wurden. "Es würde mich zu viel Zeit kosten, mich bei allen zu entschuldigen, die betroffen sind."

Während Johnson antwortet, steht John Kerry peinlich berührt daneben. Als Johnson der Lüge beschuldigt wird, entgleiten dem US-Außenminister die Gesichtszüge.

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Schließlich wird Kerry selbst zum neuen Außenminister des Vereinigten Königreichs befragt: "Ist Ihnen in all Ihrer Zeit als Staatsmann jemand wie Boris Johnson begegnet?" Kerry antwortet diplomatisch: "Ich habe 28 Jahre im Senat verbracht, zwei Jahre als Vizegouverneur, ich war Staatsanwalt. Ich habe mich als Präsident der USA beworben und ich bin jetzt seit dreieinhalb Jahren Außenminister", sagt er. "Ich habe jeden in der Welt getroffen wie Boris Johnson - oder nicht. Ich weiß nicht mal was sie meinen mit: Wie Boris Johnson."

Dann schiebt Kerry noch etwas nach, um Johnson zu Hilfe zu kommen: Der US-Botschafter der EU habe ihm versichert, der Brite sei ein sehr kluger und fähiger Mann. Johnson reagiert sichtlich erleichtert. "Damit kann ich leben. Puh. Hier können wir dann auch aufhören." "Das nennt man Diplomatie, Boris", witzelt Kerry am Schluss.

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