Südafrika:Abschied von Desmond Tutu

Südafrika: In der St.-Georgs-Kathedrale in Kapstadt findet die Trauerfeier um Desmond Tutu statt. Später wird die Asche des Bischofs hier in einem Mausoleum beigesetzt.

In der St.-Georgs-Kathedrale in Kapstadt findet die Trauerfeier um Desmond Tutu statt. Später wird die Asche des Bischofs hier in einem Mausoleum beigesetzt.

(Foto: Nic Bothma/AFP)

Besucher konnten in der Kathedrale von Kapstadt in den vergangenen Tagen - trotz Corona - noch einen letzten Blick auf den Bischof und Friedensnobelpreisträger werfen. Nun wird seine Asche dort beigesetzt.

In der St.-Georgs-Kathedrale von Kapstadt hat die Trauerfeier für den Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu begonnen. Der emeritierte anglikanische Erzbischof und Menschenrechtler war am vergangenen Sonntag verstorbenen. Präsident Cyril Ramaphosa hielt die Trauerrede und überreichte Tutus Witwe Leah im Anschluss Südafrikas sechsfarbige Flagge. Tutu hatte auf sie den Begriff der "Regenbogennation" bezogen, der das friedliche Zusammenleben von Südafrikas zahlreichen Bevölkerungsgruppen nach der Apartheid beschreiben sollte.

"Wenn wir den Begriff 'globale Ikone' so verstehen, dass sie große moralische Statur hat, außergewöhnliche Qualitäten und einen Dienst an der Menschheit vollbringt, kann es keinen Zweifel geben, dass er sich auf den Mann bezieht, den wir heute beerdigen", sagte Ramaphosa. Tutu sei ein Kreuzritter im Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden gewesen, nicht nur in Südafrika, sondern weltweit. Er beschrieb Tutu als "demütigen und tapferen Menschen", der sich für die Unterdrückten und Leidenden der Welt ausgesprochen habe. Seit Ende der Apartheid hatte sich Tutu auch für die Kämpfe gegen den Klimawandel, HIV, Kinderheirat sowie Geschlechterdiskriminierung eingesetzt. "Er hat nie aufgehört zu kämpfen, er hat nie aufgehört, seine Meinung zu sagen, und er hat nie aufgehört sich zu sorgen", sagte Ramaphosa. Tutu sei Südafrikas "moralischer Kompass und nationales Gewissen" gewesen.

Tutus Asche wird später in einem Mausoleum innerhalb der Kathedrale beigesetzt, von deren Kanzel der Bischof für viele Jahre gegen die Brutalität des Apartheidregimes predigte. Der für seine Bescheidenheit berühmte Tutu wurde in einem einfachen Sarg aufgebahrt. Die Familie hatte um gemeinnützige Spenden anstelle von Blumen gebeten. Die Trauergäste der einfachen Zeremonie beschränkten sich auf enge Freunde und Familie, Geistliche und wenige internationale Gäste, unter ihnen König Letsie III. aus dem benachbarten Lesotho. Südafrikaner können die Trauerfeier live im Staatsfernsehen verfolgen.

Südafrika: Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bei der Trauerrede für Tutu.

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bei der Trauerrede für Tutu.

(Foto: Nic Bothma/AP)

Tutu habe drei Gebote vertreten, sagte sein Vertrauter und frühere Stellvertreter, der frühere Bischof von Natal, Michael Nuttall, in seiner Predigt: liebe Freundlichkeit, erstrebe Gerechtigkeit und gehe demütig neben deinem Gott. Tutu habe im persönlichen Kontakt vielen Trost geboten. So habe er nicht nur in der Kirche Gebete gesprochen, sondern wenn nötig auch am Telefon. "Seine Gebete kamen aus dem Herzen."

"Das Licht Christus"

Nuttall erinnerte zudem an ihren gemeinsamen Einsatz gegen die rassistische Trennung zwischen Weißen und Schwarzen. Tutus lebenslanger Einsatz für eine gerechtere Welt sei nicht ideologisch getrieben gewesen, sondern von Barmherzigkeit. Mehrere Wegbegleiter und Vertraute, darunter die Frauenrechtlerin und Witwe Nelson Mandelas, Graça Machel, die frühere UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, und die frühere Bürgermeisterin von Kapstadt, Patricial De Lille, sprachen ein gemeinsames Gebet. Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, sagte in einer Videobotschaft, eine auffallende Gemeinsamkeit, die jeder erfahren habe, sei, dass Tutu Licht für diejenigen in Dunkelheit gebracht habe. "Tutu war das Licht Christi."

Im Vorfeld der Beerdigung hatte es die Sorge gegeben, dass sich trotz Corona viele Menschen versammeln würden, um Abschied von Tutu zu nehmen. Sein Leichnam war in der Kathedrale vor dem Hochaltar aufgebahrt worden - allerdings war der Zugang in die Kathedrale wegen der Pandemie streng begrenzt gewesen.

Der prominenteste Geistliche des Landes war vergangenen Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben. Seither wehen die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast; die Kirchenglocken in ganz Südafrika werden seit Sonntag täglich zu Tutus Ehren geläutet. In Johannesburg hatte bereits am Donnerstag eine dreistündige Trauerfeier stattgefunden.

Gemeinsam mit dem späteren Präsidenten Nelson Mandela hatte Tutu gegen das rassistische Apartheidsystem gekämpft. 1984 wurde ihm für seinen gewaltfreien Einsatz der Friedensnobelpreis verliehen. Nach dem Ende der Apartheid setzte sich Tutu für die Aussöhnung von Schwarzen und Weißen ein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: