Süddeutsche Zeitung

Trauer um John McCain:"Ein Patriot von höchstem Rang"

  • Nach dem Tod von John McCain trauern Parteifreunde und ehemalige politische Gegner um den US-Politiker.
  • Der frühere US-Präsident George W. Bush nannte ihn einen "Staatsdiener in der besten Tradition unseres Landes", Sarah Palin lobte McCain als einen "Einzelgänger und Kämpfer".
  • US-Präsident Trump, den McCain scharf kritisierte und der den ehemaligen Kriegsgefangenen bei Wahlkampfauftritten immer wieder beleidigte, kondolierte der Familie des US-Senators auf Twittter.
  • Der deutsche Außenminister Heiko Maas lobte den verstorbenen US-Republikaner als "verlässlichen und engen Partner".

Nach dem Tod von US-Senator John McCain äußern sich ehemalige politische Wegbegleiter mit Respekt und Bewunderung für das Lebenswerk des republikanischen Politikers. Der ehemalige US-Präsident George W. Bush, der sich im Jahr 2000 in den Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur gegen seinen Parteikollegen durchgesetzt hatte, würdigte McCain als "Mann mit tiefen Überzeugungen". Er sei "ein Patriot von höchstem Rang" und ein "Staatsdiener in der besten Tradition unseres Landes" gewesen. Bush bezeichnete McCain als einen "Freund, den ich zutiefst vermissen" werde: "Manche Menschenleben sind so strahlend, dass es schwerfällt sich vorzustellen, sie könnten enden. Einige Stimmen sind so kräftig, dass man nur schwer glauben kann, sie könnten verstummen."

Auch andere Parteikollegen und -kolleginnen melden sich zu Wort. Der Mehrheitsführer der Konservativen im Senat, Mitch McConnell, sprach von einem "traurigen Tag" für die USA. Vize-Präsident Mike Pence schrieb auf Twitter: "Wir ehren einen Mann, der sein ganzes Leben dem Dienst an dieser Nation verschrieben hat, als Soldat und als Politiker." Der republikanische Senator Lindsey Graham, der eng mit McCain befreundet war, schrieb: "Amerika und die Freiheit haben einen ihrer größten Vorkämpfer verloren. Und ich habe einen meiner besten Freunde und meinen Mentor verloren." Sarah Palin, die im Jahr 2008 als "Running Mate" zusammen mit McCain für das Amt des Präsidenten kandidierte, nannte den verstorbenen Senator einen "Einzelgänger und Kämpfer", der niemals davor zurückschreckte, für seinen Glauben und seine Vorstellungen einzustehen. "John hat in seinem Leben niemals den einfachen Weg gewählt - und durch Opferbereitschaft und Leiden hat er andere dazu inspiriert, einer Sache zu dienen, die größer ist als man selbst."

US-Präsident Donald Trump kondolierte der Familie des US-Republikaners: "Mein tiefstes Mitgefühl und Respekt gehen an die Familie von Senator John McCain", schrieb Trump auf Twitter. "Unsere Herzen und Gebete sind bei Euch!" McCain war ein scharfer Kritiker des US-Präsidenten. Dieser hatte sich bei Wahlkampfveranstaltungen immer wieder über den ehemaligen Kriegsgefangenen lustig gemacht und ihn beleidigt ("Er ist ein Kriegsheld, weil er gefangen wurde. Ich mag Leute, die nicht gefangen wurden").

Ein "fähiger, tougher Politiker", der Parteipolitik beiseite schob, um "das aus seiner Sicht Beste für das Land zu tun"

Auch ehemalige politische Gegner trauern um John McCain. Der frühere US-Vize-Präsident und Demokrat Joe Biden würdigte den US-Republikaner als Freund. Sein Leben sei der Beweis dafür, dass einige Wahrheiten zeitlos seien, schreibt Biden auf Twitter und fügte hinzu: "Charakter, Mut, Integrität, Ehre." McCain habe nie die Sicht auf das verloren, an was er am meisten geglaubt habe. "Wir sind hier, um uns zu etwas zu verpflichten, das größer ist als wir selbst." Amerika und die Welt würden ihn vermissen.

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama, gegen den McCain bei der Präsidentschaftswahl 2008 unterlag, erklärte: "Wenige von uns wurden so herausgefordert, wie John es einst wurde, oder mussten den Mut zeigen, den er gezeigt hat." Über seinen einstigen Konkurrenten sagte Obama: "John McCain und ich waren Mitglieder verschiedener Generationen, kamen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen und konkurrierten auf höchster politischer Ebene. Aber wir teilten bei all unseren Unterschieden die Treue zu etwas Höherem - die Ideale, für die Generationen von Amerikanern und Immigranten gleichermaßen gekämpft haben, marschiert sind und sich aufgeopfert haben." McCain und er hätten "unsere politischen Schlachten sogar als ein Privileg betrachtet, etwas Nobles, eine Gelegenheit, in der Heimat als Hüter jener hohen Ideale zu dienen, und sie in der Welt voranzutreiben".

Ex-Vizepräsident Al Gore erklärte, er habe McCain "immer bewundert und respektiert", weil er unter Druck besonders erfolgreich gewesen sei und immer nach gemeinsamen Lösungen gesucht habe. Auch der frühere US-Präsident Bill Clinton und die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton zollten dem verstorbenen Republikaner ihren Respekt. Der Senator sei ein "fähiger, tougher Politiker" gewesen, der oft Parteipolitik beiseite geschoben habe, um "das aus seiner Sicht Beste für das Land zu tun." McCain habe die Meinung vertreten, dass "jeder Bürger die Verantwortung hat, etwas aus den Freiheiten zu machen, die unsere Verfassung verleiht." Er habe sich zudem "nie gescheut, aus eingefahrenen Wegen auszubrechen, wenn es das Richtige war".

Auch im Ausland herrscht Trauer über den Tod von McCain. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu würdigte McCain als "großen amerikanischen Patrioten und großen Unterstützer Israels". Quelle seiner anhaltenden Unterstützung für den jüdischen Staat seien McCains "Glaube an Demokratie und Freiheit" gewesen, so Netanjahu. Auch der deutsche Außenminister Heiko Maas lobte den verstorbenen US-Republikaner. "Er stand für ein Amerika, das ein verlässlicher und enger Partner ist, das aus Stärke Verantwortung für andere übernimmt und auch in schwierigen Momenten zu seinen Werten und Prinzipien steht", schrieb der SPD-Politiker auf Twitter. "Wir werden seine Stimme in Erinnerung behalten." Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble bezeichnete den Tod des 81-Jährigen in einem Beileidsschreiben an McCains Familie als einen "schweren Verlust für die Weltgemeinschaft". Deutschland verliere in ihm "eine Stütze der deutsch-amerikanischen Beziehungen und einen Freund Deutschlands". Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nannte McCain einen eindrucksvoll gradlinigen, tapferen und unbeugsamen Charakter. "Gerade wir Deutsche wissen, was wir über Jahrzehnte ‎teils schwieriger Zeiten an ihm hatten. Seine Überzeugungen werden noch lange weiter wirken, für sein Land und auch für uns."

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