Transplantationen:Bewusstes Nein oder bewusstes Ja

Grafik: Julian Hosse; Recherche: Annette Zoch

Etwa 9500 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für eine neue Niere, ein neues Herz oder eine neue Leber. Dem gegenüber standen nur 955 Spender im Jahr 2018.

Seit Jahren sind die Spenderzahlen im Keller. Politiker und Mediziner wollen das ändern, am 16. Januar soll über eine Reform der Organspende im Bundestag abgestimmt werden.

Seit 1997 gilt in Deutschland eine erweiterte Zustimmungslösung: Nur wenn der Verstorbene zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat, dürfen Organe entnommen werden. Auch Angehörige dürfen diese Entscheidung treffen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordern jetzt einen Systemwechsel hin zur Widerspruchslösung. Demnach soll jeder, der zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat, beim Hirntod automatisch Organspender werden.

In Konkurrenz dazu steht die sogenannte Entscheidungslösung, die eine Gruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock ausgearbeitet hat. Nach ihr bedarf eine Organentnahme, wie bislang, einer ausdrücklichen Zustimmung des Spenders zu Lebzeiten. Zugleich sollen die Bürger verstärkt bei der Beantragung von Pässen und Führerscheinen sowie von ihren Ärzten auf die Organspende angesprochen werden. Die beiden großen Kirchen in Deutschland sind gegen die Widerspruchslösung: Der Staat würde damit "tief in den Kernbereich der menschlichen Existenz und Würde eingreifen".

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