Süddeutsche Zeitung

Proteste in Myanmar:Tote bei Demos gegen die Generäle

In Myanmar eskaliert am Wochenende erneut die Gewalt. Bei neuen Protesten gegen den Militärputsch sollen mehrere Demonstranten ums Leben gekommen sein.

In mehreren Städten in Myanmar eskaliert der Konflikt zwischen dem Militärregime und Demonstranten. Sicherheitskräfte gingen am Samstag und Sonntag mit Gewalt gegen den Protest vor. Das zeigen Videos und Berichte, die von Mitgliedern der "Bewegung für zivilen Ungehorsam" (CDM) und Journalisten in den Sozialen Medien veröffentlicht wurden. Aufnahmen zeigten blutüberströmte Menschen, die von Helfern von dem Ort der Demonstration weggebracht wurden. Sicherheitskräfte setzten Gummigeschosse, Tränengas und Wasserwerfer ein.

Laut mehreren Berichten, unter anderem der UN, sollen bei den Ausschreitungen mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen sein. Bei Protesten starb am Samstag zudem in der Stadt Monwya eine Frau durch eine Schussverletzung. Zudem wurden weitere Oppositionspolitiker und Demonstranten verhaftet. Auch in den Städten Rangun und Mandalay hätten die Einheiten auf Protestierende geschossen, mindestens drei Journalisten seien festgenommen worden, meldete das Nachrichtenportal Myanmar Now.

Auch in den beiden Städten Monywa und Magway in Zentral-Myanmar habe die Polizei weitere Journalisten verhaftet, die am Samstag per Livestream über die dortigen Proteste gegen das Militärregime berichtet hätten. Kardinal Charles Bo, Erzbischof von Rangun, mahnte die Pressefreiheit an. "Exakt in Zeiten wie diesen wird eine freie Presse am dringendsten gebraucht", twitterte der katholische Geistliche.

Myanmars UN-Botschafter nach Hilfsappell entlassen

Einen Tag nach seiner Kritik an dem Militärputsch ist der Botschafter des Landes bei den Vereinten Nationen nach staatlichen Angaben entlassen worden. Kyaw Moe Tun habe "das Land betrogen" und "Macht und Verantwortlichkeiten eines Botschafters missbraucht", hieß es zur Begründung laut einem Bericht des staatlichen Fernsehsenders MRTV am Samstag. Allerdings haben die Vereinten Nationen Myanmars neue Militärführung nicht anerkannt. Der Diplomat hatte in der UN-Vollversammlung um Hilfe zur Beendigung des Putsches gebeten und dabei betont, dass er im Namen der zivilen Regierung von Aung San Suu Kyi spreche.

UN-Sonderberichterstatter Tom Andrews erklärte auf Twitter, er sei von dem Mut des Botschafters überwältigt. "Es ist an der Zeit, dass die Welt auf diesen mutigen Appell mit Taten antwortet."

Am 1. Februar hatte das Militär die demokratisch gewählte Regierung Myanmars gestürzt. Seitdem befinden sich Regierungschefin Aung San Suu Kyi und andere hochrangige Politiker in der Gewalt der Armee. Junta-Chef Min Aung Hlaing begründete den Putsch mit angeblichen Unregelmäßigkeiten bei der Parlamentswahl vom 8. November 2020, die Aung San Suu Kyi und ihre Partei, die Nationale Liga für Demokratie, klar gewonnen hatten. Die Armee löste die Gewaltenteilung auf und übertrug die legislative, exekutive und judikative Macht auf General Min Aung Hlaing.

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