Tote auf Gaza-Hilfsflotte:Netanjahu bittet Türkei um Entschuldigung

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Türkisches Schiff "Mavi Marmara": Hier waren im Mai 2010 neun türkische Aktivisten getötet worden

(Foto: AFP)

Neun türkische Aktivisten kamen 2010 bei der Stürmung einer Gaza-Hilfsflotte ums Leben. Doch erst jetzt spricht der israelische Ministerpräsident Netanjahu seinem türkischen Kollegen Erdogan sein Bedauern aus - und redet von operativen Fehlern.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich bei der Türkei für die Tötung von neun türkischen Aktivisten bei der Stürmung einer Gaza-Hilfsflotte 2010 entschuldigt und damit die Voraussetzung für eine Normalisierung der Beziehungen zu Ankara geschaffen. Er habe sein Bedauern darüber während eines Telefongesprächs mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ausgedrückt, sagte Netanjahu in Jerusalem.

Gleichzeitig kündigte der israelische Ministerpräsident auch die Wideraufnahme der diplomatischen Beziehungen beider Länder an. US-Präsident Barack Obama habe kurz vor seine Abreise aus Israel dabei geholfen, das Telefonat zu arrangieren. Erdogan habe die Entschuldigung akzeptiert, teilte ein Vertreter der USA ergänzend mit.

Bei dem israelischen Einsatz gegen das türkische Schiff "Mavi Marmara" waren im Mai 2010 insgesamt neun türkische Aktivisten getötet worden. Die islamisch-türkische Stiftung für humanitäre Hilfe (IHH) hatte die "Mavi Marmara" gechartert. Zusammen mit anderen Schiffen sollte sie als "Solidaritätsflotte" Israels Seeblockade des Gaza-Streifens durchbrechen und 10.000 Tonnen Hilfsgüter zu den Palästinensern bringen.

Das israelische Militär enterte mehrere Schiffe von Kommandobooten und Hubschraubern aus. Auf der "Mavi Marmara" wehrten sich vor allem türkische Aktivisten und lieferten sich mit den Soldaten Schlägereien und Kämpfe. Es wurden 50 Aktivisten sowie sieben israelische Soldaten verletzt. Erdogan warf Israel damals "Staatsterrorismus" vor. In einem UN-Bericht wurde die israelische Seeblockade des Gazastreifens als "rechtmäßig und angemessen" bezeichnet. Der Militäreinsatz gegen die Hilfsflotte wurde aber als "maßlos und unangebracht" eingestuft.

Der Zwischenfall hatte die einst engen Beziehungen der Türkei zu Israel empfindlich getroffen. Die Türkei berief ihren Botschafter aus Israel ab, diplomatische Verhandlungen und die militärische Zusammenarbeit wurden weitgehend eingestellt. Netanjahu sagte, die "tragischen Resultate" seien nicht geplant gewesen und sprach von operative Fehlern bei dem Einsatz. Den Angehörigen der Opfer sagte Netanjahu den Angaben zufolge eine Entschädigung zu. Beide Seiten seien auch übereingekommen, wieder Botschafter auszutauschen.

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