Süddeutsche Zeitung

Tödliche Schüsse in Utrecht:Polizei: Keine direkte Beziehung zwischen Hauptverdächtigem und Opfern

  • Einen Tag nach den Schüssen in einer Straßenbahn in Utrecht hat die Polizei Hinweise auf ein terroristisches Motiv, die Opfer stünden in keiner Beziehung zum Tatverdächtigen.
  • Nach Angaben der Polizei vom Dienstag sind weiterhin drei Verdächtige in Gewahrsam.
  • Durch die Schüsse waren am Montag drei Menschen getötet und fünf teils lebensgefährlich verletzt worden.

Einen Tag nach den Schüssen in einer Straßenbahn in Utrecht hat die Polizei Hinweise auf ein terroristisches Motiv. Dafür spreche unter anderem ein im Fluchtwagen gefundener Brief, teilte die Polizei mit. Außerdem sehe sie keine direkten Beziehungen zwischen dem Verdächtigen und den Opfern. Andere Motive würden allerdings noch nicht ausgeschlossen.

Durch die Schüsse waren am Montag drei Menschen getötet und fünf teils lebensgefährlich verletzt worden. Der Polizei zufolge handelt es sich bei den Todesopfern um eine 19-jährige Frau aus Vianen und zwei 28- und 49-jährige Männer aus Utrecht.

Neben dem Hauptverdächtigen Gökmen T. sind zwei weitere Verdächtige in Gewahrsam. Das betonte die Polizei am Dienstag und widersprach damit einem Statement von Bürgermeister Jan van Zanen. Dieser hatte zuvor im Radio gesagt, dass zwei Verdächtige freigelassen worden seien und nur der Hauptverdächtige noch festgehalten werde. Die Polizei teilte dagegen mit, auch die beiden anderen Männer stünden noch unter Verdacht.

Der Hauptverdächtige T. war am Montagabend bei einer Wohnungsdurchsuchung in Utrecht festgenommen worden. Bei der Polizei war er bereits durch andere Delikte aus der Vergangenheit bekannt gewesen. "Wir wissen relativ viel über ihn", sagte Rutker Jeuken vom Innenministerium. Medienberichten zufolge hat T. ein langes Vorstrafenregister. Er soll etwa unter anderem wegen versuchten Mords verurteilt worden sein und zuletzt wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs vor Gericht gestanden haben.

Zeugen gaben unterschiedliche Hinweise zur Tat. Ein Augenzeuge sagte im NOS Radio, nach seinem Eindruck habe es der Täter gezielt auf eine Frau abgesehen gehabt. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf nicht näher benannte Verwandte von T., dass der Mann wegen einer Familienangelegenheit auf eine Frau geschossen habe. Dann habe er das Feuer auf die Menschen eröffnet, die der Frau hätten helfen wollen.

An diesem Dienstag sollen die Fahnen auf öffentlichen Gebäuden in den Niederlanden auf Halbmast wehen. Auch das niederländische Parlament in Den Haag will Medienberichten zufolge der Opfer gedenken.

Utrecht ist mit knapp über 350 000 Bewohnern die viertgrößte Stadt der Niederlande und liegt etwa 75 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze. Sie ist bekannt für ihre pittoresken Kanäle und das Studentenleben. Verbrechen mit Schusswaffen sind in den Niederlanden sehr selten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4373807
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/jsa/mpu/mane
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.